Textilfirmen zittern

Bald läuft das Welttextilabkommen aus. Dann wollen indische und chinesische Fabriken mehr Marktanteil

GENF epd ■ Auf Mauritius geht die Angst um. Die Angst vor China, die Angst vor Indien. Die Textilunternehmen der beiden asiatischen Wirtschaftsmächte bedrohen von 2005 an tausende Jobs auf der kleinen Insel vor Ostafrika. „In der Textilindustrie verdienen die meisten Menschen von Mauritius ihren Lebensunterhalt“, sagt Servan Singh, der Botschafter von Mauritius bei der Welthandelsorganisation (WTO). „61 Prozent unserer gesamten Exporte sind Textilien.“

Die Furcht ist begründet: Am Stichtag 1. Januar wird der Weltmarkt für Hosen, Hemden, Blusen, Strümpfe und andere Textilien weitgehend liberalisiert. Das komplizierte System von Importbeschränkungen, das im Welttextilabkommen festgelegt ist, wird fallen. Bisher gibt es noch Quoten, die den Warenfluss aus China und Indien auf die großen Märkte Europa, USA und Japan begrenzen. Dies ermöglichte zugleich Ländern wie Mauritius, Bangladesch, El Salvador und Sri Lanka, eine eigene Textilindustrie aufzubauen und Exporterfolge zu erzielen.

Ohne die lästigen Beschränkungen könnten die indischen und chinesischen Unternehmen den gesamten Weltmarkt aufrollen. Das Volumen: 330 Milliarden US-Dollar. Schon jetzt ist China größte Textilexportnation. In Europa und den USA könnten die Preise für Anoraks, Anzüge und Wäsche purzeln. Experten der US-Textilverbände sehen schon 70 bis 80 Prozent des amerikanischen Markts in der Hand der Chinesen und hunderttausende Jobs auf der Kippe.