Opel Skyliners gehen die Bälle aus

Die Titelverteidigung wird für die Frankfurter Basketballer alles andere als einfach. Zum Saisonauftakt gab es erst mal eine Niederlage gegen den letztjährigen Fastabsteiger Ludwigsburg, auf die ein glücklicher Sieg gegen Bamberg folgte

FRANKFURT taz ■ Mit der Erstürmung eines Gipfels beginnt der Abstieg. Deshalb können die Opel Skyliners dieses Jahr eigentlich nur verlieren. Denn was soll nach dem überraschenden Meistertitel 2004 für den Basketball-Bundesligisten aus Frankfurt noch folgen?

Vielleicht noch ein Titel? Kaum zu glauben, zumal die Vorzeichen denkbar schlecht stehen: Zwei der besten Spieler sind weg, der Meistertrainer auch, und der Namensgeber macht mit Stellenabbau und Streichungen im Sportsponsoring von sich reden.

Die Probleme im Einzelnen: Aufbauspieler und Punktegarant Robert Garrett spielt heute bei Pompea Neapel. Center Mario Kasun versucht sein Glück bei Orlando Magic in der NBA. Trainer Gordon Herbert coacht Basket Racing Paris. Nur Spielmacher Pascal Roller ist von den vier ins „Allstar-Team 2004“ Berufenen geblieben, laboriert aber an den Folgen eines zweifachen Fingerbruchs. Während der neue Trainer Murat Didin (kam aus Rimini) zumindest internationales Renommee genießt, werden die neuen Spieler mit Skepsis betrachtet. Sljivancanin (19), Kavaklioglu (18) und Panteliadis (27) fallen vor allem durch schwierige Namen auf. Es heißt, sie seien preisgünstig.

Was die Rolle von Opel betrifft, herrscht bei den Skyliners das Prinzip Zuversicht. In dieser Saison laufe der Vertrag wie geplant, hatte Dietmar Thate, Leiter der Sponsoringkommunikation bei dem Rüsselsheimer Autobauer, wenige Tage vor Saisonbeginn zugesichert. Doch die Zusammenarbeit war ohnehin nur bis Juli nächsten Jahres vereinbart. Was darüber hinaus passiert, weiß derzeit keiner. Sicher ist Opels Ausstieg aus der Rennserie DTM, alle weiteren Engagements im Sportsponsoring werden derzeit geprüft.

Die Verantwortlichen der Skyliners hüllen sich derweil in vielsagendes Schweigen. Christian Dachs, bei dem vor fünf Jahren aus dem Rheinstädtchen Rhöndorf in die Mainmetropole umgesiedelten Basketball-Unternehmen für Marketing und Sponsoring zuständig, bestätigt lediglich, dass die Zuwendungen von Opel für das letzte Quartal 2004 pünktlich eingegangen seien. Ansonsten verweist er auf sein positives Bauchgefühl, dass es schon irgendwie weitergehe.

Sportlich sucht die neu formierte Mannschaft unter Trainer Murat Didin noch nach ihrer Linie. Prompt gab es im ersten Saisonspiel eine 64:69-Niederlag bei Vorjahres-Fast-Absteiger Ludwigsburg. Auch im ersten Heimspiel am Sonntag bei der Neuauflage des Vorjahres-Finales gegen den GHP Bamberg sah es vor gut 4.000 Zuschauern in der Höchster Ballsporthalle lange Zeit nicht gut aus für die Frankfurter Korbjäger.

Vor allem im ersten Viertel klappte die Abstimmung überhaupt nicht. Der Bamberger Hurl Beechum konnte in den ersten sechs Minuten fünf Drei-Punkte-Würfe versenken, ehe die Skyliners sich darauf einstellten. Eklatant war auch die Zahl der Fehlpässe. Die Gastgeber leisteten sich allein in der ersten Halbzeit 13 Turnovers. Zurecht rechnete Murat Didin seinen Spielern deshalb in der Kabine vor: „Jeder Ball kostet 150 Euro. Wenn ihr weiter alle Bälle auf die Straße werft, können wir uns bald keine mehr leisten.“ Zwar landeten die Abspiele nicht vor der Halle, sondern nur neben dem Spielfeld, aber das Rechenspielchen zeitigte nach der Pause durchaus Wirkung.

In der zweiten Halbzeit fanden die Pässe der Frankfurter zumeist einen Mitspieler und der Rückstand blieb zumindest konstant. Mit 50:59 ging es ins Schlussviertel. Bei den Skyliners standen nun in Roller, Williams, Ellis, Matinen und Badiane fünf Mann aus dem alten Stamm auf dem Feld und prompt lief es besser. Beim 65:65 in der 37. Minute glichen die Frankfurter zum ersten Mal seit der 2. Minute aus. Und Matinens Korb zum 69:67 eine Minute und elf Sekunden vor Schluss war die allererste Führung für den deutschen Meister im gesamten Spiel. Und wie zum Hohn für die über weite Strecken dominierenden Gäste besiegelte der Finne mit einem sicheren 3-Punkte-Wurf kurz danach auch noch den 72:67-Endstand.

„Am Anfang waren noch Nachwehen von Ludwigsburg zu spüren“, spielte Kapitän Pascal Roller auf das verpatzte Auftaktspiel vom Freitag an. Und Forward Chris Williams stellte grundsätzlich fest: „Wir sind noch sehr weit von der Form des letzten Jahres entfernt.“ Dem wollte Trainer Didin nicht widersprechen, meinte aber: „Wir haben heute schlecht angefangen, dann die Balance gefunden und gut abgeschlossen. Am Anfang einer Saison brauchen alle Teams Zeit. Da sind Hochs und Tiefs normal.“ Nach jedem Gipfelabstieg kann eben auch der Anstieg zum nächsten Gipfel erfolgen. ACHIM DREIS