Andacht im kleinen Kreis

Gestern gedachten Politiker und eine Hand voll Bürger der Reichspogromnacht in Bremen. Bürgerschaftspräsident Weber: Vergangenes ist lang nicht vergangen

Bremen taz ■ „Wo sind all die anderen Menschen?“ Mit dieser Frage begann Christian Weber, Präsident der Bremischen Bürgerschaft, die Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrtages der Reichspogromnacht. Neben Bremens hochrangigen Politikern hatten sich gestern Vormittag kaum mehr als eine Hand voll BürgerInnen am Mahnmal in der Dechanatstraße eingefunden, um der Menschen zu gedenken, die in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verfolgt und umgebracht worden sind. In dieser Nacht wurden in Bremen fünf Männer und Frauen von den Nazis ermordet. An sie erinnert das Mahnmal hinterm Schnoor. Der Rest der Republik hatte den Gedenktag einen Tag zuvor, am Sonntag, begangen. In Bremen aber tagte da der Koalitionsausschuss.

„Die Vergangenheit ist gegenwärtig“, so Weber und verwies auf die antisemitischen Äußerungen des CDU-Abgeordneten Hohmann oder die Wahlerfolge der rechtsextremistischen DVU in Bremerhaven. SchülervertreterInnen der benachbarten St.-Johannis-Schule legten Rosen nieder. Am Ende der Gedenkfeier sang Rabbiner Benyamin Barslai auf Hebräisch eine Totenklage – sie tönte eindringlich und mahnend, gegen das Vergessen.

cmo