„Die Basis muss Maximalforderungen stellen“

Für einen erfolgreichen Streik braucht es Höchstforderungen, findet Marius Pöthe, Asta-Vorsitzender der Technischen Universität. Und hofft auf die Mobilisierung der Massen – denn von 30.000 Studenten streiken erst knapp 1.000

taz: Herr Pöthe, eine Berliner Uni streikt – mal wieder. Wie lange wird es diesmal dauern?

Marius Pöthe: Ich habe nicht damit gerechnet, dass überhaupt so viele kommen. Bei der Vollversammlung waren wir immerhin 1.000 Studenten, von denen sich rund 800 für den Streik ausgesprochen haben. Diese Leute sind auch heute voller Elan dabei. Wir streiken jetzt erst mal bis nächsten Mittwoch, bewerten dann, was es gebracht hat, und schauen dann weiter.

Was sind denn die konkreten Ziele?

Wir wollen so viele Studienplätze ausfinanziert haben, wie wir Studenten in Berlin haben – nämlich 135.000. Wir wollen eine Viertel-Parität in den Universitätsgremien, wo wir derzeit unterrepräsentiert sind. Die Kürzungssumme von 75 Millionen Euro muss auf jeden Fall weg, und wir sind ganz entschieden gegen Studienkonten und Studiengebühren.

Das sind Maximalforderungen!

Ja, natürlich. Wir haben gesagt, dass wir den Streik nur dann beenden, wenn sich entweder diese Forderungen erfüllen oder wir aufgeben.

Also geben Sie auf.

(lacht). Nein. Ich glaube, der Streik dauert mindestens diese eine Woche. Was wir erreichen, wird sich zeigen. Ich glaube, dass es hier im Moment eine ganz extreme Dynamik gibt. Ich sehe hier Studenten protestieren, die sich vorher noch nie politisch engagiert haben.

Warum stellen Sie nicht trotzdem Forderungen, die vielleicht eher mit den finanziellen Gegebenheiten Berlins umsetzbar sind?

Weil sie nichts bringen. Wenn der Streik erfolgreich sein sollte, dann wird er trotzdem nur ein Minimum bringen. Dessen sind wir uns bewusst. Wir wissen, dass wir nicht die Kraft haben, alle unsere Forderungen durchzubringen. Aber wenn wir eine bessere Hochschullandschaft wollen, müssen wir das fordern – oder erst gar nicht anfangen zu streiken. Die konstruktiven Forderungen und Vorschläge können die Studis in den Gremien einbringen. Aber die breite Basis muss Maximalforderungen stellen – und dann werden wir sehen, was wir erreichen.

Rund 800 Studenten waren für den Streik. Was ist mit den restlichen 29.000 Studenten der TU? Sind die alle dagegen?

Die meisten, die dagegen sind, sind einfach absolut uninformiert. Aber wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt und über die Kürzungen diskutiert, begreifen sie das auch. Wir gehen jetzt durch die Seminare und sprechen die Leute an. Und ich habe das Gefühl, dass es immer mehr werden, die sich uns anschließen.

INTERVIEW: SUSANNE AMANN