Engagiert für die irakische Bevölkerung

Margaret Hassan von der Hilfsorganisation Care International wurde von Unbekannten entführt

Margaret Hassan, die am Dienstagmorgen im Irak entführt wurde, ist Irakerin und Irin. Aber sie ist auch Britin, und das scheint ihr zum Verhängnis geworden zu sein. Sie wurde als Margaret Fitzsimons in Dublin geboren. Ihre Eltern sind Iren, zogen jedoch bald nach Margarets Geburt nach Großbritannien. Als Saddam 1980 verlangte, dass alle Ausländer, die mit Irakern verheiratet waren, die irakische Staatsbürgerschaft annahmen, wurde Hassan Irakerin. Nach irischem Gesetz behielt sie jedoch ihre dortige Staatsbürgerschaft.

Die 60-Jährige lebt seit 32 Jahren im Irak und arbeitet für die Wohltätigkeitsorganisation Care. Sie ist mit Tahseen Ali Hassan verheiratet. „Meine Frau hat sich 30 Jahre lang für das irakische Volk eingesetzt“, sagte er. Sie hat sich vor allem um die Verteilung von Medikamenten und anderen Hilfsgütern gekümmert. In den Neunzigerjahren hat sie gegen die internationalen Sanktionen protestiert, unter denen die Bevölkerung schwer litt.

Ihr Mann sagte gegenüber dem arabischen Fernsehsender al-Dschasira, seine Frau habe keine Drohungen erhalten. Die Entführer hatten bis gestern Nachmittag keinen Kontakt zur Familie aufgenommen. Auf dem Video, das sie an al-Dschasira geschickt haben, ist Margaret Hassan in einem leeren Raum mit weißen Wänden zu sehen, es gibt keine Embleme irgendwelcher Organisationen und auch keine Tonspur. Die Entführer haben lediglich die schriftliche Nachricht mitgeschickt, dass sie eine „Britin gefangen genommen“ haben.

„Wir wollen deshalb vor allem auf ihre irischen Wurzeln hinweisen“, sagte Irlands Premierminister Bertie Ahern. „Sie hat sich zwar im Irak integriert, aber sie ist irische Staatsbürgerin.“ Das hat Kenneth Bigley allerdings nichts genützt. Der britische Ingenieur, der im September entführt und vor zwei Wochen enthauptet worden ist, hatte zwei Tage vor seinem Tod einen irischen Pass zugesprochen bekommen.

Der Geschäftsführer von Care International, Geoffrey Dennis, sagte, er habe keine Ahnung, warum Hassan entführt worden ist. „Sie hat sich seit Jahrzehnten für die irakische Bevölkerung eingesetzt und das Leiden unter den Sanktionen angeprangert“, sagte er. Die australische Sektion von Care, die den Einsatz im Irak koordiniert, hat gestern ihre Arbeit eingestellt. Die anderen Mitarbeiter sollen jedoch vorerst nicht evakuiert werden.

Care ist eine der wenigen Wohltätigkeitsorganisationen, die ihre Arbeit im Irak bisher nicht reduziert oder gar eingestellt haben. Seit dem Krieg im vorigen Jahr hat Care vor allem beim Wiederaufbau von Krankenhäusern geholfen und sie mit sauberem Wasser versorgt.

Die Sprecherin für das UN-Kommissariat für Flüchtlinge, Astrid van Genderen Stort, sagte, es sei Sache der NGOs, ob sie ihre Leute aus dem Irak abziehen. „Die Entführungen der italienischen Frauen vor kurzem hätte ihnen jedoch die Gefahren im Irak noch bewusster machen müssen“, sagte sie.

RALF SOTSCHECK