Auf verbrannter Erde: „Ash“ in der Markthalle
: Schaben auf dem Seelengrund

Das Jahr 1977 gilt (fälschlicherweise) als Beginn des Punks. Und: Starwars kam in die Kinos. Für die Generation, die in jenem Jahr geboren wurde, waren das Markierungen, an denen sich alles andere zu messen hatte. Anscheinend saugt man schon als Säugling das kulturpolitische Aroma seiner Zeit mit der Muttermilch ein. Mit gerade einmal 19 Jahren brachten Tim Wheeler (Gesang, Gitarre) und seine beiden Mitstreiter Mark Hamilton (Bass) und Rick McMurray (Schlagzeug) aus Downpatrick/ Nordirland 1996 ihren ersten Longplayer heraus, der 1977 betitelt ebenfalls zu einem Meilenstein wurde.

Die Jungs geraten zu Idolen ihrer Generation. Aus den Melodiewindungen der Pop-Punk-Hymnen schälen sich noch ein paar Ansprüche heraus: Vergessene Lebendigkeitsmaximen über Mädchen vom anderen Stern und andere Teenie-Träume, die man im Land des Bürgerkrieges vielleicht noch mehr braucht als anderswo.

Im Alter von 19 Jahren waren die Bandmitglieder bereits auf einem Karriere-Höhepunkt. Danach sorgten Drogen, Tourstress und hohe Erwartungen für einen Burn Out der Musiker. Auch die neu eingestellte zweite Gitarristin Charlotte Hatherley, vorher bei der Londoner Band Nightnurse, konnte den Jungs nicht die Dauer-Nachtwache machen. Mark unternahm Selbstmordversuche und Rick bekam Ess- und Trinkstörungen.

2001 kehrte man mit dem Album Free All Angels gelassener zurück. Im Mai 2004 erschien Meltdown, ihr viertes Studioalbum. Produziert wurde es von Nick Raskulinecz, der schon die Pegel für die Foo Fighters und Queens Of The Stone Age regelte – und zwar in L.A., weil nach Auskunft der Band amerikanische Studios besser klingen. Herausgekommen ist ein frischer Sound mit schnarrenden Melodien, die auf dem Seelengrund nach Euphorie schaben.

Im Dezember werden Ash zusammen mit The Darkness drei Tage hintereinander die Wembley Arena füllen. Und die smarte Gitarristin Charlotte Hatherley, die ein großer Captain Beefheart-Fan ist, wird im Januar 2005 ihr erstes Solo-Album Grey Will Fade veröffentlichen, an dem sie nebenbei fünf Jahre gearbeitet hat. Carsten Klook

Sa, 21 Uhr, Markthalle