Göteborgs-Posten 3
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taz-Autor Markus Flohr hat seinen Posten in Göteborg bezogen, wo er den Norden im Norden sucht. Heute belauscht er ein Telefongespräch im schwedischen Radio, dessen Opfer das Hamburger Magazin „Der Spiegel“ ist.

Manchmal glaube ich ja, ich hätte schon alles gesehen, was geht. Oder gehört. Zum Beispiel wenn Norddeutschlands Telefon-Anarchos Studio Braun den Hörer schwingen und mit ihren Anrufen alles in die Ecke quatschen, vom Schlossnotdienst über Zeitungskleinanzeigenaufgeber, den Karstadt-Weihnachtsmannservice oder eine Sex-Hotline. Viele Gesprächspartner sind aber mittlerweile gewarnt, und fragen schon mal direkt nach, wenn allzu verquaster Quatsch durch die Muschel blubbert. Oder die Kommunikationsopfer spielen die Sache mit und versuchen humoresk zurückzuschießen. Der Tod eines guten Telefonstreichs.

Was sich Schamoni und Konsorten aber nicht trauen, machen ihre schwedischen Geistesbrüder: „Hassan“ von der schwedischen Radiostation „P3“ rufen im Ausland an. Zum Beispiel in Hamburg:

Es tutet in der Leitung: „Spiegel-Abonnentenservice?“

„Guten Tag, ich heiße Christian Luuk, ich rufe von Schweden an.“

„Hmhm.“

„Ich möchte gerne auf die Stern abonnieren.“ „Den Spiegel?“

„Ja, genau.“

„Dann brauchen wir aber eine schriftliche Bestellung, bitte.“

„Äh, eine schlift? Meine Deutsch ist nicht sehr gut.“

„Wi nied äh schort lettä fromm ju, wif se orda.“

„Können sie bitte mit mein Kollege sprechen, er hat viele Jahre in Deutschland gewohnt und arbeitet.“

„Ja, natürlich.“

„Einen Augenblick bitte, hier kommt er.“ (Der Hörer wird weitergegeben.)

„Ah, jå?“

„Spiegel-Aboservice, schönen guten Tag.“

„Jaja.“

„Wir brauchen also eine schriftliche Bestellung, für das Abonnement ...“

„Ah, jaja, ha.“

„... ja?“

„Telefung-ken. Jaja. Dassis, wasis das?“

„Bitte?“

„Dassis ... wassisdas? Dassis – wassisdas. Dassis – was! Haha! Hmhm. Jaja, sehr chön. Jaja, sehr chön.“ (Pause)

„Oder? Hallo?“ (leicht flehend)

„Ja!“

„Buundestag. Ja, hallo. Hallo, ja?“

„Ja, ... ich“

„Ja. Jaja“

„Ich, Sie brauchen eine schriftliche Bestellung ...“

„Jaja“

„... für das Abonnement“

„Jahaha, ja! Jaja. Bayern München.“

Der Spiegel legt auf.