berlin–buenos aires
: Partnerschaft mit Vorbild

Gemessen an der Zahl seiner Partnerschaften führt Berlin ein reges Liebesleben. 17 Partner und Partnerinnen hat sich die Stadt in der Vergangenheit zugelegt, die meisten von ihnen nach der Wende. Wenn das kein Zeichen für Sexappeal ist.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Doch nicht jede Partnerschaft hält, was sie verspricht. Viele von ihnen sind eingeschlafen, andere reden nur noch übers Nötigste. Nur den Scheidungsrichter, den hat noch keiner gerufen, wäre auch zu peinlich.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Liaison zwischen Berlin und Buenos Aires. Als eine der jüngsten Partnerschaften vor zehn Jahren ins Leben gerufen, sprudelt sie geradezu vor Leben. Doch das liegt weniger am Charme von Klaus Wowereit oder am Tango in beiden Städten. Verantwortlich sind das Iberoamerikanische Institut und das Sekretariat für Kultur in Buenos Aires, die in den letzten Wochen einen bemerkenswerten Kulturdialog auf die Beine gestellt haben.

Drei Monate lang Metropolenaustausch Berlin–Buenos Aires, das waren nicht nur Großevents und Händeschütteln der Politprominenz, sondern vor allem der Kulturaustausch von unten. In der argentinischen Hauptstadt weiß man nun, dass es in Berlin nicht nur Buddybären gibt, sondern auch Problemgebiete und Künstler, die in ihnen und mit ihren Bewohnern arbeiten. Und nicht selten ergibt der Blick von außen auch einen neuen Blick auf sich selbst. Wenn das nicht beflügelt!

Natürlich, Buenos Aires ist weit weg, und andere Partner sind näher. Doch vielleicht hat ja das Werben um die Metropole am Rio de la Plata die anderen etwas eifersüchtig gemacht. Vielleicht erlebt der Bär nun auch mit seinen anderen Partnern einen zweiten Frühling.

Auch, wenn’s erst mal Winter wird und kalt.