Theaterwelten

Ausgestopft und überpräpariert: „Tattoo“

Zwei Menschen in einem Wohnatelier: Lea ist erfolglose Schauspielerin und Fred, ihr Freund, erfolgloser Schriftsteller. Nichtsdestoweniger sind sie selbstbewusste Jungstars, die nur auf einen ihren Ansprüchen gerechten Auftrag warten.

Ebenso selbstbewusst präsentiert sich das Junge Theater in seinem neuen Domizil, der Schwankhalle im Buntentor. Mit der aktuellen Inszenierung von Carsten Werner will es sich als erfolgreiches Off-Theater vorstellen, dem bisher einfach noch nicht das richtige Angebot ins Haus geflattert ist. Doch: „Tattoo“, verfasst von dem 1964 geborenen Zürcher Igor Bauersima (auch in Bremen bekannt durch „norway.today“), ist alles andere als das richtige Stück.

In der Vorlage selbst trudelt eines Tages tatsächlich ein attraktives Angebot ein. Tiger, Lea und Freds Bekannter aus früheren Tagen, mittlerweile zum international anerkannten Konzeptkünstler avanciert, bietet seinen kunstvoll tätowierten Körper zum Ausstopfen und Ausstellen an.

Nach seinem Ableben, wohlgemerkt. Schon bald verliert Tiger bei einer Kunstaktion scheinbar das Leben und schon beginnt das Geschachere und Gefeilsche um den ehemaligen Freund. Doch, wie es sich für einen Konzeptkünstler gehört: Es war alles nur Fake, die Wirklichlichkeit ist komplizierter, zumindest ist Tiger nicht tot. Vielmehr hat er die Szene gefilmt und will nun von seinerseits seine Freunde ausstellen, als Video. Die lassen sich das nicht bieten und bringen Tiger noch mal um, aber auch das ist nicht real, da sich die ganze Geschichte als Geschichte in der Geschichte aus Freds Feder entpuppt.

Liebe wird zum Produkt, Wahrheit zur Inszenierung: Werner inszeniert ein oberflächliches Durcheinander, das einerseits den Zuschauer auf die gesellschaftlichen Widersprüchlichkeiten hinweist, ihn andererseits verwirrt, und schlussendlich doch wieder einem simplen Plot überlässt.

„Tattoo“ hält nicht, was die Schwankhalle vorgibt: Ein spannendes Gegenstück zur etablierten Bremer Theaterlandschaft zu sein. Hannes Krug

Die nächsten Vorstellungen: 7.–9. November, jeweils 20.30 Uhr