fundgrube „framework“
: Körperkontakte, Konversationen, Kombinationen

Ausstellungen über Architektur müssen nicht immer mit Modellen aus Beton, Messingblech oder anderen abwegigen Materialien brillieren. Dass auch keine Schar in schwarzem Tuch gehüllter Herren mit dickrandigen Eulenbrillen à la Le Corbusier notwendig sind, um der Baukunst das notwendige professionelle Gepräge zu geben, beweist der Ausstellungsraum „framework“ in Kreuzberg.

Ganz nonchalant gehen die stets übervollen Eröffnungen in dem kleinen Ladenraum vonstatten. Man kennt sich und wenn nicht, so entsteht der Kontakt spätestens dann, wenn man dem Nachbarn zum zweiten Mal auf den Fuß getreten ist. Doch die an Raum und Körper Interessierten bleiben auch dann freundlich. Die wirtschaftliche Realität im Baugewerbe führt offensichtlich zu der unausgesprochenen Verabredung, schlechte Stimmungen und drückende materielle Sorgen an der Eingangstür abzulegen, um sich stattdessen auf inspirierende Konversationen zu konzentrieren.

Die Initiatorin Christine Fath besetzt mit der Kombination aus Cafébar und Veranstaltungsort eine Nische zwischen etablierten Galerien wie Aedes, wo eine Ausstellung dem Architekten schnell etliche tausend Euro kosten kann, und den nicht kommerziellen Orten wie etwa den Hochschulen, die schon mangels geeigneter Öffentlichkeitsarbeit kaum wahrgenommen werden. framework eröffnet innovativen, stadt- und raumbezogenen Arbeiten mit einer Präsentation die Chance, im professionellen Netzwerk Fuß zu fassen.

In der aktuellen Ausstellung „Futur 1“ zeigt der Fotograf Marcus Höhn Ausschnitte von Architekturen der 1970er-Jahre, die innen und außen durch einen freimütigen Umgang mit kräftigen Farben, glänzendem Metall und großflächigen Mustern bestimmt sind. Höhn gelang es, diese Opulenz in einigen Berliner Bauten mit dem Objektiv aufzuspüren, die einer alles banalisierenden Modernisierung entgangen sind.

Neben der Fotografie bilden Raumkunst, Performances und Architektenprofile weitere Schwerpunkte. Die nächste Ausstellung hat Urbane Räume zum Inhalt, die mit Installationen und Videokunst in Szene gesetzt werden sollen. Möge die informelle Atmosphäre, die im Übrigen einst auch Aedes vor dem Umzug in die Stadtbahnbögen bestimmte, weiterhin anhalten. MIKAS

Die Ausstellung „Futur 1“ läuft noch bis 2. Dezember, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 12–18 Uhr, im framework, Schlesische Str. 28, Berlin-Kreuzberg, Weitere Infos: www.framework-berlin.de