Radio Bremen im Standort-Stress

Der Zeitplan für den Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier wackelt, wenn über die Rundfunkgebühren nicht bald entschieden wird. Wird das Kaufhaus Bamberger abgerissen oder saniert? Grüne plädieren für Sparsamkeit

„Die Stadt kann für Radio Bremen keine Zwischenfinanzie-rung übernehmen“

Bremen taz ■ Heinz Glässgen, Intendant von Radio Bremen, hat Sorgen auf hohem Niveau. Die bundesweit heftig diskutierte Erhöhung der Rundfunkgebühren könnte den Traum vom Medienzentrum in der Innenstadt doch noch platzen lassen. Denn es sind immerhin 64 Millionen Euro, die der kleinste der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender von der ARD für den Umbau seiner Anstalt erwartet.

Diese Strukturhilfe aber steht unter dem Vorbehalt der Gebührenerhöhung – und die muss politisch abgesegnet werden. Sowohl Bayern als auch Nordrhein-Westfalen gelten als Gegner. Gestern nun erstattete der Intendant dem Medienausschuss der Bürgerschaft in einer nicht-öffentlichen Sitzung Bericht. Heiko Strohmann (CDU), der Vorsitzende des Medienausschusses, zum Verfahren: „Der endgültige Gebühren-Entwurf der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) wird erst Anfang nächsten Jahres feststehen, dann folgen Debatten in den einzelnen Ländern.“ Da aber der Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier schon im Herbst 2006 über die Bühne gehen soll, könnte es eng werden. Strohmann: „Dieser Zeitplan wankt.“

Allerdings sind die 64 Millionen Euro nicht eingeplant, um in neue Gebäude zu investieren, sondern in erster Linie für Technik. Die Neubauten, die Radio Bremen im Faulenquartier errichten will, sollen vielmehr aus dem Grundstücksverkauf in der Vahr und in Osterholz bezahlt werden, auf denen der Sender bis dato zu Hause ist. Und da „sei man im Zeitplan“, wie Strohmann dem Bericht Glässgens entnahm. Solange aber die Gebührenerhöhung nicht durch ist, wird der Sender sich hüten, Verträge mit Bauherren oder andere Verbindlichkeiten einzugehen. „Die Stadt kann dort jedenfalls nicht in die Bresche springen, indem sie irgendwelche Zwischenfinanzierungen übernimmt“, so Medienpolitiker Strohmann.

In diesem Zusammenhang könnte auch ein Antrag, den die grüne Bürgerschaftsfraktion zur Zukunft des Bamberger-Hauses am hinteren Ende des Faulenquartiers gestellt hat, Bedeutung gewinnen. Das frühere Kaufhaus, in dem zwischenzeitlich Behörden untergebracht wurden, soll ein Gründerzentrum für Medienleute werden und zusammen mit dem neuen Radio Bremen-Standort auf der anderen Straßenseite einen Branchen-Schwerpunkt bilden, der dem siechenden Faulenquartier neues Leben einhaucht. Als Nutzer des Bamberger-Hauses, das im Besitz der Bremer Investitions Gesellschaft ist, kommt neben Start Ups auch Radio Bremen mit einem Teil seiner Verwaltung in Frage. Die Grünen fordern nun in ihrem Antrag, neben der Variante ,Abriss und Neubau‘ auch die kostengünstige Sanierung des historischen Gebäudes durch einen unabhängigen Gutachter zu prüfen. Denn das könnte die Mieten klein halten und damit nicht nur für Existenzgründer, sondern auch für die unter Sparzwang stehende Sendeanstalt wichtig werden. „Dabei sollten“, so formuliert es der Antrag, „nur die notwendigen Maßnahmen enthalten sein und der Umbau nicht als Luxus-Sanierung gerechnet werden“.

Beim baupolitischen Sprecher der SPD, Carsten Sieling, rennen die Grünen offene Türen ein. „Es werden beide Varianten, Neubau und Sanierung, geprüft“. Allerdings müsse man auch das Ergebnis des Architekten-Wettbewerbs abwarten, der das gesamte Ensemble von künftigem Radio Bremen-Sitz und Gründerzentrum zum Thema hat. Noch im November sollen dazu Ergebnisse vorliegen. Elke Heyduck