rosi rolands bremer klatschgeschichten
: Wenn Henning eine Reise tut

Jaujau, unser Bürgermeister hat’s schon nicht leicht. Er muss beim Kanzler um Kohle betteln, die wütenden öffentlichen Dienstler im eigenen Land milde stimmen und zwischen Streithähnen wie dem Perschau und dem Nußbaum schlichten. Und in ein paar Wochen geht dann das ganz große Polit-Theater in Berlin los, wo Scherf doch seinen Auftritt als Vorsitzender vom Vermittlungsausschuss haben wird, mit so aufgebufften Typen wie dem fiesestmöglichen Hessen Koch. Da war es schon wichtig, dass unser Henning sich jetzt mal zwei Wochen lang Zeit genommen hat, um auszuspannen und die Bremer Polit-Hanseln Hanseln sein zu lassen.

Ganz privat ist er mit seiner Frau und anderen ehrenwerten Bremer Bürgern in der Türkei gewesen. Auf den Spuren der frühen Christenheit sei der Scherf dort gewandelt, hat mir einer erzählt. Die Reisegenossen vom Bürgermeister haben auch berichtet, dass es nicht nur fromm, sondern auch lustig zugegangen sein muss in der Türkei. Nicht, was Sie jetzt meinen – der Scherf ist ja ein Braver. Aber weil es so ganz ohne Politik halt auch im Urlaub nicht geht, ist er zwischendrin mal rasch nach Ankara gejettet, um auf dem Parteitag der Kemalistischen Partei ein Grußwort zu sprechen. Derweil ist der Rest der Reisegruppe von einem orthodoxen Patriarchen empfangen worden. Der hat sich den einzigen Krawattenträger der Bremer geschnappt, den Mann auf einen Thronsessel verfrachtet und ihm ein dickes Buch mit Gebeten des Heiligen Gregor von Narek in die Hand gedrückt. Leider hat der Patriarch bis zum Schluss nicht gemerkt, dass der Typen gar nicht „His Excellency Mr. Scherf“, sondern der Bremer Kirchenmann Wilhelm Tacke war.

Zurück in Istanbul ist unser Bürgermeister dann in ein Taxi gestiegen und wollte sich zum Hotel XY kutschieren lassen. Leider hatte er vergessen, in welcher Straße das ist. Also irrte man durch die Stadt – so lange, bis der Lange, wirklich wahr!, am Straßenrand zufällig ein Ehepaar aus seiner frommen Reisegruppe erspähte. Die konnten ihm nicht nur sagen, wo sein Hotel ist, sondern auch noch mit einem zinslosen Kredit in Höhe von 12 Millionen Türkischen Lira aus der Patsche helfen. Sonst hätte er die Taxifahrt gar nicht bezahlen können. Mit einer innigen Umarmung hätte sich der Fahrer wohl kaum abspeisen lassen, befürchtet jedenfalls  Ihre Rosi Roland