Von nationalem Interesse

Eigentum verpflichtet: Auch künftig sollte der Bund für den U-Boot-Bunker Valentin in Farge aufkommen – finden Vertreter Bremens. Offen ist allerdings, wie das Mahnmal künftig genutzt werden kann

bremen taz ■ Der eine Teil des U-Boot Bunkers in Farge sieht aus wie eine normale Lagerhalle. Betonfußboden, hohe Wände mit Regalen, Heizung, Klimaanlage, Strom. Hinter einer Stahltür dann: Eine riesige Halle, Wasser tropft von der Decke, der Boden mit Pfützen bedeckt, Stahldrähte hängen aus den Wänden heraus, der Beton bröckelt ab. Eine Ruine.

Noch nutzt die Marine die vorderen Räumlichkeiten des Bunkers Valentin als Materiallager, doch das Ende ist absehbar: 2010 wird der Standort von der Bundeswehr aufgegeben. Was dann aus dem Bunker werden soll, darüber wird schon jetzt nachgedacht – öffentlich: So trafen sich jüngst der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen, Vertreter der Bundeswehr, der Gedenkstätte, der Landeszentrale für politische Bildung, des Bauamtes Bremen-Nord und des Ortsamtes Blumenthal zur Diskussionsrunde.

Es geht um die Zukunft eines geschichtlich belasteten Ortes: 10.000 Zwangsarbeiter mussten zwischen 1943 und 1945 den Bunker erbauen. Das Nazi-Regime plante dort, U-Boote am Fließband zu produzieren.Zu Tode gequält wurden dabei 4.000 Zwangsarbeiter.

Ein Ort, der nicht jede Nutzung erlaubt: Offen ist, mit welchem Konzept die Gedenkstätte künftig betrieben werden kann – und wer für die laufenden Kosten aufkommt. Bis 1990 waren Besuchergruppen im Bunker die Ausnahme, das hat sich in den vergangenen Jahren geändert: Seit 1999 machte Johann Kresniks Theater-Ereignis „Die letzten Tage der Menschheit“ im ungenutzten Part des Riesenbaus Farge einem großen Publikum bekannt. Und in diesem Jahr gehörte der Bunker erstmals zum Programm des Tages des offenen Denkmals: 4.000 Besucher bestätigten das immens gewachsene Interesse.

Kresniks Theaterinszenierung scheint ein wegweisend zu sein auch für die künftige Nutzung des Baus: Neben seiner Funktion als Gedenkstätte könne man sich auch eine kulturelle Nutzung vorstellen, heißt es seitens der Landeszentrale. Allerdings „in einem angemessenen Rahmen“, wie deren Vertreter Herbert Wulfekuhl betont. Nicht akzeptabel wäre eine touristisch-freizeitliche Nutzung.

Wulfekuhl benennt das Hauptproblem: „Dieser Bunker ist mit zivilen Mitteln einfach nicht beherrschbar. Der Bund darf die Verantwortung nicht aufgeben. Es geht hier um eine historisch-moralische Verpflichtung.“ Auch Jens Böhrnsen sieht die Verantwortung nicht nur auf Bremer Seite: „Der Bunker ist ein Mahnmal von nationalem Interesse.“ Dem konnte Christof Steuer vom Bauamt Bremen-Nord nur beipflichten: Das Gebäude sei „Eigentum des Bundes – und Eigentum verpflichtet.“

ANNA POSTELS