Hoffen auf den Dominoeffekt

Die Bachelorabsolventen kommen auf dem Arbeitsmarkt doch besser an als bisher gedacht. Das ist zumindest die Gute-Laune-Botschaft, die die Befürworter des neuen Hochschulabschlusses auf der gestrigen Tagung „Bachelorkarrieren unter der Lupe“ verbreiten wollten. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Hochschulrektorenkonferenz hatten dazu Unternehmensvertreter eingeladen – um auch sie davon zu überzeugen, dass Bachelor und Arbeitsmarkt prima harmonieren.

So lobte Bachelor-Vorzeige-Absolvent Thomas Brill etwa die klaren Strukturen seines Studiums, die ihn problemlos durch Prüfungen und Praktika bis hin in den Beruf geleitet hätten. Auch Claudia Schwalb aus der Personalabteilung von Siemens Deutschland betonte, dass man auf die Bachelors nur gewartet habe. „Sie haben viel Praxiserfahrung und eignen sich vor allem für den technischen und kaufmännischen Bereich.“

Um zu betonen, dass es sich nicht um glückliche Einzelfälle handelt, legte Kolja Briedis von der Hochschulinformationssystem GmbH (HIS) vorläufige Ergebnisse aus einer Befragung aller Bachelor-Absolventen der Jahrgänge 2002 und 2003 vor. Sie kämen fast genauso schnell im Arbeitsmarkt unter wie die Absolventen herkömmlicher Studiengänge, habe die Umfrage ergeben. Allerdings haben von den rund 4.000 Absolventen nur 1.600 den Fragebogen beantwortet. Von den Befragten haben sich zudem rund 60 Prozent entschlossen, ein weiteres Studium aufzunehmen, also gar nicht in den Arbeitsmarkt einzutreten, so dass letztlich nur die Arbeitsmarkterfahrungen von 700 Leuten Eingang in die Bilanz fanden.

Und noch etwas lässt Zweifel keimen, ob die Unternehmen ihre bisherige Skepsis bezüglich der Qualität der Bachelorabschlüsse über Bord geworfen haben. „Das Beschäftigungssystem weiß noch wenig über den Bachelorabschluss, was sich als Hindernis bei der Stellensuche erweist“, so Briedis. So hätten lediglich 27 Prozent der Uni- und 32 Prozent der Fachhochschulbachelors ohne Probleme eine Stelle finden können.

Die Befürworter des Bachelorabschlusses hoffen vielmehr auf einen Dominoeffekt: Je besser die ersten Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt ankommen, desto mehr Studenten wollen ebenfalls einen Bachelorabschluss machen. Je mehr Bachelorabsolventen es gibt, desto besser stellen sich die Unternehmen auf die neue Berufsgruppe ein. Fragt sich nur, ob Unternehmen und Studenten gerne Domino spielen. FRIEDERIKE KRIEGER