Für eine unabhängige Geldpolitik

Finn Kydland und Edward Prescott erhalten den Wirtschaftsnobelpreis für ihre Beiträge zur Makroökonomie. Sie wissen, wann ein Angebotsschock zu Arbeitslosigkeit führt

BERLIN taz ■ Die Unabhängigkeit von Notenbanken ist einer ihrer Kerngedanken: Der in den USA lebende Norweger Finn E. Kydland und der US-Amerikaner Edward C. Prescott haben gestern den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Sie bekamen die Auszeichnung für ihre Beiträge zur dynamischen Makroökonomie: der Zeitkonsistenz von Wirtschaftspolitik und der Analyse der Triebkraft von Konjunkturzyklen.

Hinter den komplizierten Begriffen verbergen sich klare Richtlinien für die Wirtschaft – so wie eben die Unabhängigkeit der Zentralbanken, auf die weltweit Wert gelegt wird. Denn Kydland und Prescott haben auf das so genannte Problem der Zeitinkonsistenz aufmerksam gemacht: Was heute für Politiker opportun sein mag, beispielsweise die öffentliche Ankündigung eines niedrigen Inflationsziels, muss es morgen nicht mehr sein. Dann könnte es um der Wiederwahl willen günstig erscheinen, Arbeitslosigkeit kurzfristig mit einer expansiven Geldpolitik zu bekämpfen. Das erhöht aber die Inflation.

Kydland und Prescott zu Folge sehen in die Zukunft schauende Individuen dies voraus und passen ihre Entscheidungen entsprechend an. Das hat zur Folge, dass der gewünschte Effekt der Politik auf die Arbeitslosigkeit ausbleibt. Um nach wie vor eine Beeinflussung der Konjunktur durch Geldpolitik zu ermöglichen, bedarf es also einer von der Politik unabhängigen Institution.

Kydland und Prescott revolutionierten zudem in Zeiten der großen Ölkrise in den Siebzigerjahren auch die Analyse von Konjunkturzyklen. Sie konnten als Erste theoretisch zeigen, dass hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hoher Inflation durch Angebotsschocks wie zum Beispiel steigende Ölpreise zustande kommen kann. Die damals vorherrschende Lehre des Keynesianismus, die nur Nachfrageschwankungen berücksichtigte, hatte dafür keine Erklärung.

Der Wirtschaftsnobelpreis gilt nicht nur unter Ökonomen als größte Anerkennung. Anders als die Nobelpreise für Frieden, Literatur, Medizin, Physik und Chemie geht er jedoch nicht auf das Testament von Alfred Nobel (1833–1896) zurück, sondern wurde 1968 – 67 Jahre nach der Verleihung des ersten Nobelpreises – auf Initiative der schwedischen Reichsbank zusätzlich geschaffen. MICHAELA KRAUSE