Goldener Kraftstoff, klimaschonend aus Raps

Aachener Modellprojekt soll bis Jahresende profitabel arbeiten – doch die Absatzwege müssen verbessert werden

AACHEN taz ■ Das Aachener Bistum hat eine goldene Vision: Die gelbe Rapspflanze soll auf möglichst vielen Feldern zwischen Mönchengladbach, Aachen und Düren blühen. Ihr Öl soll Bauern zusätzliche Einnahmen bringen und Autofahrer klimaschonend Geld sparen lassen. „Wir möchten einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten“, erklärt Josef Schraven, Leiter der Regionalstelle Düren im Bistum Aachen.

Im Projekt Regio-Öl des Bistums werden Landwirtschaft und Autoverkehr zu einem ökologischen Wirtschaftskonzept zusammengeführt: Landwirte bauen Raps an, den sie an Mühlen vor Ort verkaufen. Dort wird aus der Pflanze naturbelassenes Öl gepresst. Im Umkreis von 50 Kilometern können Autofahrer an speziellen Stationen Rapsöl statt Diesel tanken. Das Auto stößt nur soviel Kohlendioxid aus, wie der Raps während seines Wachstums verbraucht. „Naturbelassenes Pflanzenöl ist wesentlich umweltfreundlicher als chemisch verändertes Biodiesel“, erklärt Levon Sergis-Christian, technischer Leiter von Regio-Öl.

Die Fördergelder des Landes für das 1999 begonnene Projekt fließen bis Ende des Jahres. Danach soll sich der Wirtschaftskreislauf selbst tragen. Zwischen Aachen, Düren und Mönchengladbach bauen bereits 300 Landwirte die Ölfrucht an. Nach Berechnungen von Ingenieur Sergis kann jeder beteiligte Bauer mit dem Rapsanbau und -verkauf 150 Euro mehr für jeden Hektar verdienen, auf dem er vorher Weizen, Gerste oder Kartoffeln angebaut hat.

In Großraum Aachen fahren inzwischen 300 Pkw und Kleinlastwagen mit Rapsöl. Vor allem der Preisvorteil soll weitere Autofahrer überzeugen, ihre Diesel-Motoren umzurüsten. Bis 2009 ist Rapsöl von der Mineralölsteuer befreit und deshalb zwischen 30 und 35 Cent billiger als Diesel. Im Großraum Aachen gibt es 21 Tankmöglichkeiten für Ölfahrer – meist bei Privatleuten oder in kleineren Autowerkstätten. Die Landesregierung sieht bei den Tankstellen dennoch Nachholbedarf. „Wir müssen den angestrebten Kreislauf noch stärker in Gang setzen, indem wir eine bessere Tankstellenstruktur in der Region schaffen“, sagt Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese – das nordrhein-westfälische Umweltministerium will deshalb die Landwirte im Großraum Aachen mit Investitionszuschüssen dazu ermutigen, sich eigene Ölpressen anzuschaffen. Denn mit jedem Landwirt, der einen Rapsöltank auf dem Hof hat, steigt auch die Zahl der Tankstellen.

TORSTEN SCHÄFER