Bomben auf der Sinai-Halbinsel

Mindestens 30 Menschen sterben bei Bombenanschlägen auf ein vor allem von israelischen Touristen besuchtes Hotel im ägyptischen Taba sowie in zwei weiteren Ortschaften. Welche Gruppe hinter den Anschlägen steckt, blieb zunächst unklar

Auch die israelisch-ägyptischen Beziehungen sollten getroffen werden

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Mindestens 30 Tote und über einhundert Verletzte haben drei Bombenanschläge auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel in der Nacht zum Freitag gefordert. 38 Israelis galten zunächst als vermisst. Zwei mit Sprengstoff beladene Autos explodierten gegen 22.00 Uhr im Eingangsbereich des vor allem unter israelischen Touristen beliebten Taba-Hilton-Hotels und brachte den südöstlichen Block des etwa 14 Stockwerke hohen Gebäudes zum Einsturz. Die Suche nach Überlebenden wird, nach Meinung von Bergungsarbeitern, voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen. Zwei kleinere Explosionen ereigneten sich gut eine Stunde später in dem rund 50 Kilometer südlich von Taba gelegenen Urlaubsort Nueba, wo zwei Menschen ums Leben kamen. Israels Verteidigungsministeriums Schaul Mofas sprach von dem „Versuch eines Mega-Anschlags“.

Infolge von Verzögerungen am Grenzübergang erreichten erst einige Stunden nach dem Anschlag einige dutzend israelische Ambulanzen, Feuerwehr- und Kranwagen sowie Polizeieinheiten das ägyptische Hotel. Informationen des „Y-net“, der Online-Ausgabe von Jediot Achronot, zufolge begannen Mitarbeiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Beth mit der Untersuchung des Gewaltaktes. Der ägyptische Außenminister Achmed Abel Gheit entschuldigte sich in einem Telefonat mit seinem israelischen Amtskollegen Silvan Schalom für die Verzögerungen am Grenzübergang, wo man auf derartige Entwicklungen nicht vorbereitet gewesen sei. Im Laufe des Vormittags veränderte sich der Ton in Jerusalem, wo zunächst Unmut über die Bürokratie an der Grenze herrschte. Es bestehe „ein erkennbarer Wille auf ägyptischer Seite, zu helfen“, kommentierte Ron Prosch Or, Generaldirektor des Außenministeriums in Jerusalem.

Unklarheit bestand zunächst über die Täter. Zwei bislang unbekannte Gruppen, die „Dschamaa al-Islamia al-Alamia“ (Internationale Islamische Vereinigung) sowie eine Organisation namens „Islam-Brigade Monotheismus“ bekannten sich zu den Anschlägen. Experten äußerten jedoch Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bekennerschreiben.

Die Palästinenser stritten jedes Zutun ab. Jibril Rajoub, Nationaler Sicherheitsberater der palästinensischen Autonomiebehörde, erklärte, dass sich der Widerstand „ausschließlich gegen die Besatzung palästinensischen Landes“ richte und die Palästinenser für die Anschläge in Ägypten nicht verantworlich gemacht werden könnten. Weder Hamas noch der Islamische Dschihad hatten je einen Anschlag jenseits der Landesgrenzen verübt.

Der Anschlagsort lässt die Vermutung zu, dass sowohl Israelis als auch die israelisch-ägyptischen Beziehungen getroffen werden sollten. Das am Roten Meer gelegene Hotel ist für die israelischen Touristen vor allem deshalb so attraktiv, weil es von der Grenze aus zu Fuß erreicht werden kann. Zudem verfügt es über ein Casino. In Israel ist das Glücksspiel noch verboten. Die Israelis genießen das relativ günstige und gleichzeitig komfortable Ferienangebot – für die Ägypter stellen sie umgekehrt die wichtigste Kundengruppe. Taba ist einer der wenigen Orte, wo es seit Unterzeichnung des Friedensvertrags zu einer direkten Begegnung zwischen den beiden Völkern kommt.

Den offiziellen Beziehungen scheinen die Anschläge kaum Abbruch tun zu können. Israels Premierminister Ariel Scharon dankte Präsident Hosni Mubarak für die ägyptische Unterstützung bei der Bergung der Verletzten und Toten.