Der polnische Film „Das Wetter von morgen“ im Metropolis
: Familienzusammenführung unter erschwerten Bedingungen

Eben schmettert der strahlende Mönch noch ein Dankeslied an Gott und frohlockt lautstark „Ich habe dich gefunden“, da wird er selbst gefunden. Allerdings nicht von Gott, sondern von seinem Sohn und seiner Frau, die den Auftritt der Mönche zufällig miterlebt haben. „Ist das Papa?“ Ja, er ist es.

Und die Mama hat noch eine Rechnung mit ihm offen. „Hallo Ehemann, weißt du wer ich bin?“ Die vorwurfsvolle Frage ist durchaus berechtigt. Ganze 17 Jahre ist es her, dass Renatas Mann Jozef sie und ihre drei Kinder verlassen hat, um in einem Kloster Zuflucht vor dem kommunistischen Regime zu suchen. Eigentlich wollte er nie wieder am öffentlichen Leben teilnehmen, doch nun muss er das Kloster verlassen. Ohne Kontakte und ohne Bleibe, ist es seine Frau, die ihn wieder aufnimmt – allerdings nur in der Garage. Das Ehebett teilt sie mittlerweile mit einem windigen Verbrechertypen.

Was für den sympathischen Antihelden eine deprimierende Rückkehr in die Familie bedeutet, ist für den Zuschauer der amüsante Einstieg in Jerzy Stuhrs Mischung aus Komödie und Drama Das Wetter von morgen, die am Sonntag im Beisein des Regisseurs im Metropolis gezeigt wird. Mit dem Aufhänger, dass sein Protagonist 17 Jahre politische und technische Umwälzungen in Polen nicht miterlebt hat, wäre es für Stuhr ein leichtes gewesen, eine banale Slapstick-Komödie zu drehen. Doch über das neue politische System urteilt Jozef (Jerzy Stuhr) nach einer geglückten Bestechungsaktion bloß: „Nichts hat sich geändert.“ Und auch um Jozefs Schwierigkeiten im Gebrauch von Internet oder Fernsehdecodern geht es nur am Rande.

Im Mittelpunkt steht der manchmal witzige, noch öfter aber tragische Versuch Jozefs, sich an neue Wertmaßstäbe zu gewöhnen und sich wieder seiner kaputten Familie anzunähern. Da ist sein Sohn, der als gewissenloser Wahlkampfhelfer für einen schmierigen Politiker arbeitet. Da ist außerdem seine ältere Tochter, die sich in einen Glascontainer sperren und rund um die Uhr filmen lässt. Seine jüngere Tochter hockt entweder vorm Computer oder zieht mit ihrem Freund, einem Drogendealer, los. Und dann gibt es noch Jozefs Frau, die mit ihrem Liebhaber nur zusammen ist, weil er ihr mehr Luxus bieten kann.

Bei diesen ganzen Verwicklungen ahnt man es schon: Der Versuch, wieder eine heile Vorzeigefamilie zu werden, kann nur im Chaos enden. Mehrere Wochen scheitert Jozef, und er scheitert grandios. Aber zum Schluss stellt sich heraus, dass seine Mühen doch nicht umsonst waren.

Ähnlich wie der beim Filmfest gezeigte Beitrag For Shades of Brown überrascht Das Wetter von morgen mit Geschichten, die vielleicht vordergründig abstrus wirken, dann aber oft ins Tragische kippen. Denn die Probleme, die hier thematisiert werden sind keineswegs so verrückt, als dass sie mit dem wirklichen Leben nichts zu tun hätten. Am Ende gibt sich der Film optimistisch: Für morgen ist Sonne angesagt.

Maren Albertsen

Sonntag, 19 Uhr, Metropolis