berliner szenen Düstere Dekos ...

... und heitere Leute

Auf dem Weg zur Volksbühne kam uns Jan entgegen. „Türen sind noch zu“, rief er schon von weitem, also bogen wir mit ihm ab und landeten in der 8mm-Bar. Befremdet drehten wir uns zwischen schwarzen Wänden und blickdichten Fenstern im Kreis. Ein aus dem Steintresen herausgemeißelter Adler sah uns böse an. „Das habe ich mir anders vorgestellt“, murmelte Jan.

„Liegt sicher an den düsteren Gedanken, die hier im Lauf der Jahre durchgeschleust worden sind“, mutmaßte ich leichthin. Jan verdrehte die Augen und fand die Bemerkung spirituell. Als Gegenprobe schlug ich vor, ein paar helle, nette Clubs im Geiste umzudekorieren und zu prüfen, ob sie danach genauso düster wirken wie die 8mm-Bar. „Wie heißt der weiße Club in der Ackerstraße noch mal?“ – „Seven up“, bestätigte Jan, warf aber nach kurzer Überlegung ein: „Nee, American Psycho.“ Oh weia, ja. „Die ehemalige Bhagwan-Disco?“, fragte ich schon unsicherer, aber Jan winkte ab: „Sekten! Ist doch an sich schon total gruselig.“ – Hm, was ist denn so richtig harmlos und heiter? „Die afrikanische Bantu Bar?“ Jan riss die Augen weit auf. „Voodoo!“, rief er empört.

Erleichtert betraten wir den luftig zusammengenagelten Club Neustadt. „Ich bin auf der Tour leider wahnsinnig geworden“, teilte Britta-Sängerin Christiane Rösinger dem strahlenden Publikum mit und das vergessene Basssolo der angeblich ebenfalls wahnsinnig gewordenen Bassistin wurde kurzerhand hinten an einen Song drangehängt. Als Mutter spielten, wirkten die Leute aus dem Publikum zunehmend unkonzentriert. Die machen ja mehr so eine Musik, bei der man sich hinwerfen und in Slomo vorwärts robben müsste, was der Sänger dann folgerichtig tat, aber uns war nicht danach. Macht nichts. KATHARINA HEIN