Arbeiter bei GM zeigen sich einig

Gewerkschaften wollen die bedrohten Fabriken nicht gegeneinander ausspielen lassen. Doch zur Sicherheit verweisen die Schweden auch darauf, dass sie günstiger produzieren

STOCKHOLM taz ■ Die deutschen und schwedischen Arbeiter von General Motors (GM) wollen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. Sowohl das Opel-Werk in Rüsselsheim und die Saab-Fabrik im schwedischen Trollhättan sollen erhalten bleiben – entgegen den Plänen des Managements, das einen der Standorte schließen will. Darauf verständigten sich die IG Metall, ihre schwedischen Schwestergewerkschaften und der europäische Metallarbeiterverband in Kopenhagen.

In einer gemeinsamen Erklärung versprechen sich alle Seiten keinerlei Lohndumping hinnehmen zu wollen. „Wir wollen, dass General Motors beide Fabriken behält und ausbaut“, brachte es Mai-Ann Krantz, Vorsitzende des schwedischen Industriearbeiterverbands SIF auf den Punkt. Gleichzeitig kritisieren die Gewerkschaften den Autoriesen massiv wegen des ausgerufenen „Wettbewerbs“ um den Fertigungsstandort für den Nachfolger des Opel Vectra: „Die Gewerkschaftsführungen widersetzen sich jedem Versuch von General-Motors Europa den Beschäftigten der einzelnen Fertigungsstandorte zu drohen und sie gegeneinander zu stellen.“

Was GM jetzt versuche sei ein Musterbeispiel, wie „ein multinationales Unternehmen Arbeiter und Gewerkschaften verschiedener Länder gegeneinander ausspielt“. Ziel müsse eine Zukunft für beide Fabriken sein. Und mit GM wolle man ein Rahmenabkommen aushandeln, „welches sowohl die grundlegenden Interessen der Beschäftigten, wie die Notwendigkeit einer Wiedererlangung der Konkurrenzkraft“ beinhaltet.

Unabhängig von solchen Erklärungen geht aber der Versuch der einzelnen Fabriken weiter, „Punkte“ für sich selbst zu sammeln. So erklärte letzte Woche die Betriebsorganisation der Saab-GewerkschaftlerInnen in Trollhättan ihre Bereitschaft anders als bislang in Zukunft im Dreischichtsystem zu arbeiten. Verschiedene Zeitungen wollen sogar wissen, dass man mit der Geschäftsführung über Reallohnkürzungen verhandle, was die Gewerkschaften aber bestreiten. Denn, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Chresten Nielsen: „Unsere Löhne liegen jetzt schon niedriger als in Rüsselsheim.“

Nach einer aktuellen Analyse der Gewerkschaftszeitung Dagens Arbete sogar ganz massiv: GM koste eine Arbeitsstunde in Rüsselsheim 37 Euro, in Trollhättan aber aufgrund der in Schweden in die Steuer eingeschlossenen Sozialabgaben nur 23 Euro. In Schweden arbeite man auch fünf Jahresarbeitstage und acht Wochenstunden mehr als in Deutschland. Zahlen, die den deutschen Arbeitern von den Managern demnächst vermutlich gern präsentiert werden.

REINHARD WOLFF