Geschichtsklitterung
: Der gute Mensch aus Braunau

Ein Wohltäter war er nicht gerade, aber er hat immerhin die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen, und für die Sommerfrische hat er die KdF-Schiffe über die Ostsee geschickt. Ungefähr ein solches Bild von Adolf Hitler könnte bekommen, wem als Schüler „die guten Seiten des Nationalsozialismus“ vermittelt werden – so wie das Schulbuch für die Berufsschüler in Elmshorn es offensichtlich tut.

Kommentarvon PETER AHRENS

Das Werk weist zwar auch auf Holocaust und Pogromnacht hin, doch wird dieser Eindruck von der Monströsität der NS-Verbrechen durch vermeintliche Erfolgsstories des Nationalsozialismus erschreckend relativiert. In einer Zeit, in der die Politik es nicht hinbekommt, die Massenarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen, kann das Gegenbild des vermeintlich durchgreifenden Arbeitsmarktpolitikers und Autobahnbauers Hitler für junge Menschen verlockend wirken.

Dass das Abnehmen der Erwerbslosigkeit nur Abfallprodukt der Kriegsvorbereitungen der Nazis war, fällt bei solcher Art der Didaktik viel zu leicht unter den Tisch. Das Preisen der so genannten Leistungen Hitlerscher Arbeitsmarktpolitik gehört zudem zum festen Instrumentarium der Rechtspopulisten vom Schlage des anderen Österreichers Jörg Haiders.

Bei Unterrichtsmaterialien wie besagtem Geschichtsbuch hilft vielleicht Anschauungsunterricht im Kino. In dem Film „Der Club der toten Dichter“ wies der Lehrer seine Schüler dereinst an, aus Schulbüchern einfach ein paar Seiten rauszureißen.

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