In der Mitte ein schwarzes Loch

Planetarium Hamburg ermöglicht jetzt die Reise durchs All: „Beginn des digitalen Planetariums“ allerdings mit Pannen

aus HamburgGERNOT KNÖDLER

Die neue Ära beginnt mit einem Flug durch Raum und Zeit: vom Urknall durch endliche Weiten zur Milchstraße, an Gas- und Staubwolken wie dem Orion-Nebel vorbei bis zu unserem Sonnensystem und schließlich zur Erde, dem einzigen bekannten Refugium in dieser Ecke des Kosmos. Leider fällt ein Großteil der intergalaktischen Shows aus, in der Mitte des Himmels dräut ein großes schwarzes Loch. Die für die Show angeheuerte Stimme von Enterprise-Käpt‘n Jean-Luc Picard spricht ins Nichts.

Acht Millionen Euro hat es sich die Hamburger Kulturbehörde kosten lassen, das Planetarium im Stadtpark zum angeblich modernsten der Welt zu machen, 3,5 Millionen brachte das Planetarium selbst und mit Hilfe von Spendern auf. Neben einem Zeiss-Sternenprojektor der neuesten Generation kauften die Hamburger ein Simulationssystem der US-Firma Evans & Sutherland, das den Weltraum mit 3D-Effekt auf die neue Sternenkuppel des Planetariums wirft. Das gleiche System ist als Miniausgabe vor einigen Wochen im Mediendom der Fachhochschule Kiel in Betrieb gegangen, der abends als öffentliches Planetarium dient. Die sieben Projektoren werden mit Daten der astronomischen Forschung gesteuert, wie sie das im Orbit kreisende Hubble-Teleskop oder der Satellit Hipparchos liefern. Aus den Positionen von 100.000 Sternen errechnen Computer eine dreidimensionale Darstellung des Kosmos.

Die versprochene Wirkung auf die Zuschauer, ein Gefühl für die riesigen Entfernungen im Universum zu vermitteln, hielt sich allerdings in Grenzen. Dabei blieb unklar, ob zwölf Millionen Pixel für eine 500-Quadratmeter-Kuppel nicht ausreichen, um Spiralnebel, farbige Gaswolken oder gar den Urknall Ehrfurcht gebietend darzustellen. Möglicherweise lag es auch an den technischen Pannen, mit denen die Pressevorführung geschlagen war. Fehlende Blenden machten die Projektionskegel erkennbar und im Zentrum des Himmels ließ Projektor Nummer sieben ein Loch, weil keiner den Stecker finden konnte.

Dafür zeigte die ausgereifte alte Planetariumstechnik einen brillanten Sternenhimmel, den es auf der Erde wohl allenfalls in den Anden zu sehen gibt. Auf Knopfdruck gibt es den Himmel von heute Nacht, den auf der Südhalbkugel oder den zur Zeit von Christi Geburt, mit Milchstraße, Magellanschen Wolken und Vergrößerungen der Planeten. Im Foyer hängen sechs Flachbildschirme, die online Live-Bilder vom Weltraumteleskop Hubble zeigen sollen.

Um pro Jahr 200.000 Besucher in den 429 Menschen fassenden Saal zu locken, hat sich Planetariums-Direktor Thomas Kraupe ein Programm ausgedacht, das über Erklärungen des Sternenhimmels und Weltraumshows hinausgeht. Kraupe will seine High-Tech für Konzerte unterm Sternenhimmel und Multimedia-Shows nutzen. Regelmäßig steht Nenas Musik-Märchen „Madou und das Licht der Fantasie auf dem Programm“.

Programm täglich außer Montag, www.planetarium-hamburg.de, Telefon 040/ 42886520, Planetarium FH-Kiel Hotline 0431/ 210-1741