In Zukunft zählt nicht nur Parkett

Die grün geführte Stadtentwicklungsbehörde will den Energiestandard von Häusern in den Mietenspiegel einbeziehen. Mietervereine fordern Abschläge für schlecht heizbare Wohnungen

Mieter können den Standard ihrer Wohnung beurteilen, wenn ihnen der Vermieter den Energieausweis des Hauses vorlegt. Der Verein Mieter helfen Mietern erwartet, dass Vermieter das von sich aus tun werden, wenn sie eine Mieterhöhung nach energetischer Sanierung begründen wollen. Der Verein weist darauf hin, dass die Heizkosten besonders in unsanierten Häusern sehr unterschiedlich sein können.  KNÖ

VON GERNOT KNÖDLER

Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) will den Mietenspiegel klimagerecht machen. Nicht nur das Parkett, die Einbauküche oder der Fahrradkeller sollen künftig dafür maßgeblich sein, ob eine Wohnung zu den besseren – und damit teureren – gerechnet werden darf, sondern auch der Energieverbrauch des Hauses. „Mittelfristig werden damit Anreize geschaffen, in Wärmedämmung und energiesparende Haustechnik zu investieren“, sagt Hajduk. „Davon profitieren Vermieter, Mieter und das Klima gleichermaßen.“

Der Mietenspiegel soll Mietern und Vermietern bei bestehenden Verträgen helfen, sich ohne großen Aufwand zu einigen. Die Krücke hierfür ist die „ortsübliche Vergleichsmiete“ für Wohnungen einer bestimmten Ausstattung und Lage. Die Daten dazu werden alle zwei Jahre durch eine repräsentativen Erhebung bei Mietern und Vermietern ermittelt. In diesem Jahr werden dabei erstmals auch die Daten aus dem neuen Energieausweis für Gebäude erfragt. Wie und in welcher Gewichtung sie in den Mietenspiegel einfließen, wird zwischen den VertreterInnen der Mieter und Eigentümer ausgehandelt.

Mit seiner Initiative reagiert der Senat auf eine Entwicklung, auf die Vertreter der Mieter wie der Vermieter schon seit Jahren hinweisen: Die Nebenkosten machen einen immer größeren Teil der laufenden Kosten einer Wohnung aus. Die Öl- und Gaspreisrallye des vergangenen Jahres gab einen Vorgeschmack, wie steigende Energiekosten auf die Warmmieten durchschlagen können. Ist ein Haus energetisch auf dem Stand der Technik, begrenzt das die Nebenkosten, allerdings um den Preis einer höheren Kaltmiete.

Schon heute können Modernisierungskosten mit elf Prozent pro Jahr auf die Miete umgelegt werden. Weil sich dadurch die ortsübliche Vergleichsmiete erhöht, sahnen mittelfristig Vermieter, die ihre Häuser nicht modernisiert haben, ab: Sie investieren nicht und profitieren trotzdem vom höheren Mietenniveau.

Vertreter der Mieter- wie der Eigentümerseite bewerteten den Schritt Hajduks grundsätzlich als richtig. Uneins sind sie sich darüber, wer die Kosten tragen soll. „Das darf nicht dazu führen, dass man wegen eines energetischen Kennwerts, der unter dem Durchschnitt liegt, einen Abschlag von der Vergleichsmiete fordert“, sagt Michael Pistorius vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Genau das fordert Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg. Abschläge wie Aufschläge sollten möglich sein, sagt auch Sylvia Sonnemann von Mieter helfen Mietern (MHM).

Trittbrettfahrer unter den Vermietern zu schröpfen sei „systemfremd“ und nehme ihnen das Kapital, um ihre Häuser zu modernisieren, argumentiert Pistorius. Sonnemann und Chychla dagegen wollen vermeiden, dass das Mietenniveau steigt, ohne dass sich etwas verbessert hat. Chychlas Ansicht nach sollte die Wohnraumförderung für die Empfänger staatlicher Hilfe erhöht werden, um den Preisanstieg gut gedämmter Wohnungen auszugleichen.