Weltwirtschaftsrat statt G 20

UN-Expertenkommission legt Vorschläge zur Krisenbekämpfung vor. China will eine neue Weltwährung

BERLIN taz ■ Den Entwicklungsländern droht eine Finanzierungslücke zwischen 270 Milliarden und 700 Milliarden Euro infolge der Finanzkrise. So lautet die Warnung einer UN-Expertenkommission unter Leitung von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, die mit einer Studie über die Reform der internationalen Finanzen betraut ist. Eine Zwischenbilanz stellte am Montagabend Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul vor.

Damit die Krise nicht die Erfolge bei der Armutsbekämpfung zunichte macht, müssten auch die Entwicklungsländer die Chance zu Konjunkturprogrammen bekommen. Dafür müsse mehr Liquidität zur Verfügung gestellt werden – ob wie bisher vor allem über den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank oder lieber außerhalb dieser Institutionen, sei noch umstritten.

Zu den Vorschlägen gehört, dass alle Industrieländer 0,7 bis 1 Prozent ihrer Konjunkturprogramme für die Entwicklungshilfe reservieren, ebenso die Aufstockung der IWF-Mittel, die Versteigerung von CO2-Zertifikaten und eine Steuer auf internationale Finanztransaktionen. Für die Steuerung des Wirtschafts- und Finanzsystems solle anstelle der G 20 ein UN-Weltwirtschaftsrat geschaffen werden.

Chinas Zentralbank legte derweil eigene Vorschläge zur Reform des internationalen Währungssystems vor: Sie fordert eine neue globale Weltwährung, die der IWF managen solle. Das wäre das Aus für den US-Dollar als Leitwährung. LIEB