Die neue Härte nach dem Karamelbonbon: Die „Cowboy Junkies“ in der Musikhalle
: Bruchstücke des Daseins

1988, drei Jahre nach Gründung der Cowboy Junkies in Toronto, bekam die Band mit der Veröffentlichung ihres wegweisenden zweiten Albums The Trinity Sessions mächtig Schub und kassierte mehrfach Platin. Besonders mit der Coverversion von Lou Reeds „Sweet Jane“ skizzierte man eine eigene Version von Rock: Ein verhalltes Gespinst voll zarter Morbidität – zerbrechlich, langsam und durchdrungen von Margo Timmins dunkler, gegerbter Stimme.

Als sei man in einem auf der Zunge zergehenden Karamellbonbon in der Größe einer Kirche zu Gast, so verklebten die Cowboy Junkies ihren Sound um die Hörer. Jahrelang umschlich die Band ihren feststehenden Klangmythos – bis sie 2001 mit dem Album Open ungewohnt harsche Töne anschlug. Ihr aktuelles Album One Soul Now ist eine Weiterentwicklung des Open-Longplayers. Zum ersten Mal hat die Band in Eigenregie aufgenommen, ohne Produzenten und Toningenieur. Während man bei den bisherige Aufnahmen mit zusätzlichen Musikern arbeitete, ist man nun wieder zur Stammbesetzung zurückgekehrt: Michael an der Gitarre, Margo am Mikro, Peter Timmins am Schlagzeug und Alan Anton am Bass.

Mit einer Härte, die man sonst nicht bei ihnen kannte, sondieren die Cowboy Junkies die Bruchstücke eines Daseins, das von Verwirrung, Instabilität und Unsicherheit geprägt ist. Die Aufgabe, so das Credo, liegt im Finden eines neuen Gemeinschaftsgefühls unter den Menschen.

Der Schlaf aber war immer ein Problem im Leben der Band, ebenso wie das Wachsein. Beides will nicht recht gelingen. Im Tourtagebuch zur jetzigen Monstertour ist immer wieder von Müdigkeit die Rede. So heisst es: „The show tonight was pretty good, I think.“ – „I said we are all very tired and I for one have lost perspective.“ – „It‘s kind of a weird feeling and not necessarily a good feeling.“ Den Abend im Kleinen Saal der Musikhalle werden die Cowboy Junkies mit einem Akustik-Set eröffnen, bevor sie sich den schweren E-Gitarren widmen, deren Sound manchmal an die kratzigen Crazy Horse erinnert.

Carsten Klook / Foto: Susan King

Fr, 20 Uhr, Musikhalle, Kleiner Saal