Die Zukunft des Autoverkehrs

In Hamburg sollen bald serienreife Autos mit Brennstoffzellenantrieb fahren. Mineralölkonzerne wollen Tankstellen dazu einrichten. Ziel ist es, den Schritt in den Massenmarkt zu tun und so konkurrenzfähige Preise zu erreichen

Hamburg soll sich zu einem Zentrum für emissionsfreie Mobilität mausern. Zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft will der Senat eine mit Wasserstoff betriebene Fahrzeugflotte aufbauen sowie das notwendige Tankstellennetz. Eine entsprechende Absichtserklärung hat Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am Dienstag zusammen mit dem Chef der Daimler AG, Dieter Zetsche, sowie Vertretern der Firmen Shell, Total und Vattenfall unterzeichnet.

Unbeschadet des Streits um das Kohlekraftwerk Moorburg hat der schwarz-grüne Senat den Klimaschutz zu einem zentralen Ziel erklärt. Kürzlich ist die Stadt zur „Grünen Hauptstadt Europas“ ernannt worden. Von Beust ist Klimaschutzbeauftragter der CDU. „Wir wollen alles tun, um das Verbrennen fossiler Stoffe drastisch zu reduzieren“, versprach der Bürgermeister.

Der Senat fördert mit einer Landesinitiative die Anwendung der Technologie in verschiedenen Bereichen, etwa im Flugzeug- oder Schiffbau aber auch in Gebäuden. Die Stadt ist Partnerin der Clean Energy Partnership, einem Zusammenschluss großer Unternehmen, die zeigen wollen, dass Wasserstoff als Kraftstoff alltagstauglich ist.

Seit 2003 betreibt das städtische Verkehrsunternehmen Hamburger Hochbahn (HHA) sechs Mercedes-Busse im Alltagsverkehr mit Wasserstoff, der emissionsfrei von Vattenfall erzeugt wird. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Zwar eignet sich Wasserstoff als Speicher für vorübergehende Überschüsse erneuerbarer Energie. Mittelfristig ist davon auszugehen, dass ein großer Teil des Bedarfs aus dem emissionsträchtigen Erdgas gewonnen wird.

Im Verkehr will der Senat jetzt einen großen Schritt nach vorn tun, indem er nicht nur die Wasserstoff-Busflotte erneuert und vergrößert, sondern PKW mit Wasserstoff fahren lässt. Ziel dabei ist es, einen Massenmarkt zu entwickeln, um damit auf mittlere Sicht wettbewerbsfähige Preise zu ermöglichen. Daimler will im Sommer nächsten Jahres 20 Exemplare seiner B-Klasse in Wasserstoff-Ausführung nach Hamburg liefern. Shell und Total wollen je zwei öffentliche Tankstellen mit Wasserstoff-Zapfsäulen ausstatten. 2015 sollen 500 bis 1.000 Wasserstoff-B-Klasse-Mercedes durch die Straßen der Hansestadt rollen.

„Das ist das erste Brennstoffzellen-Fahrzeug, das unter Serienbedingungen produziert wird“, sagte Zetsche. Der Antrieb basiere auf Modulen, die gekoppelt auch die neuen Busse antreiben. Die Autos böten den gleichen Nutzen wie herkömmliche PKWs. Denn das Tanken dauere unwesentlich länger und auch die Reichweite sei mit gut 400 Kilometern nicht geringer. Und die Busse hätten bewiesen, dass der Brennstoffzellenantrieb zuverlässig sei. GERNOT KNÖDLER