Die vergessene Kämpferin

Der ARD-Korrespondent Hermann Vinke liest aus seinem Buch über das kurze Leben der Bremer Widerständlerin Cato Bontjes van Beek

Bremen taz ■ Sie war die Sophie Scholl des Nordbremer Moorlands: Cato Bontjes van Beek wuchs während des Dritten Reichs in Fischerhude auf, ging später nach Berlin und schloß sich dort der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ an. 1942 wurde die Gruppe verraten, ein Jahr später wurde Cato im Alter von 22 Jahren von den Nazis exekutiert.

Hermann Vinke, langjähriger ARD-Korrespondent, hat sich mit dem bewegten, aber kurzen Leben Cato Bontjes van Beeks beschäftigt. Am Sonntag liest er im Bremer Ratskeller aus „Cato Bontjes van Beek: ,Ich habe nicht um mein Leben gebettelt‘“. Für sein Buch über die Münchener Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ erhielt Vinke 1981 den Deutschen Jugendbuchpreis.

In seinem neuen Buch zeichnet der Autor das Porträt einer lebenslustigen jungen Frau, deren Willen zum Widerstand gegen die Gräueltaten der Nazis stärker durch ihr humanistisches Gerechtigkeitsgefühl als durch eine politische Überzeugung entfacht wurde. Der Abschiedsbrief, den Cato aus der Todeszelle an ihre Mutter Olga – eine bekannte Malerin und Tänzerin – schrieb, endet mit der einfachen Bitte: „Lebe wohl, male wieder viel.“ Vinke ist der Auffassung, dass die Gruppe um Harro Schulze-Boysen, von den Nazis als „Rote Kapelle“ bezeichnet, zu Unrecht als kommunistische Widerständler angesehen worden wären.

Dieses Missverständnis hätte auch nach der Zerstörung des Dritten Reichs dazu beigetragen, dass der Widerstandskampf Bon-tjes van Beeks bisher, im Gegensatz etwa zu Sophie Scholl, nicht ausreichend gewürdigt wurde. Durch sein Buch möchte der Autor nun Abhilfe schaffen. tack

Lesung mit Hermann Vinke, am Sonntag, 19 Oktober, 11 Uhr, Ratskeller