filmfestspot: Angelo Torres, Nachwuchsstar
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Genüsslich vernascht er die letzten Schrimps, dann lehnt er sich entspannt zurück. Ein ständiges Lächeln scheint auf seinem Gesicht zu liegen, zwischendurch scherzt er mit seinen Sitznachbarn. Alles an ihm strahlt aus: In dieser Umgebung fühle ich mich wohl, hier bin ich zu Hause.

Dabei ist Angelo Torres im Hamburger Hyatt nur zu Besuch. Der Jungschauspieler kommt aus Portugal und stellt im Rahmen des Filmfestes seine neueste Produktion Fado Blues vor. Sein lockeres Auftreten deutet darauf hin, dass er es kaum noch erwarten kann, im ganz großen Blitzlichtgewitter zu stehen und jauchzenden Fans aus aller Welt Autogramme zu geben. Andererseits ist ihm sehr wohl bewusst, dass es bis dahin noch dauern kann. „Wenn ich nach Spanien gehe und sage: „Hi, ich bin Angelo Torres, Schauspieler. Dann heißt es nur: Angelo Torres, wer? Außerhalb von Portugal kennt mich keiner.“

In seiner Heimat ist Torres dafür umso bekannter. In neun Filmen hat der 32-Jährige seit seinem Schauspieldebüt vor zehn Jahren mitgewirkt, dazu kommen zahlreiche Auftritte beim Theater. „Und dabei hatte ich nie geplant, so etwas zu machen. Eigentlich habe ich in Portugal Ingenieurswesen studiert. Ein Freund fragte eines Tages, ob ich mich nicht bei einer Fernsehshow bewerben wollte. Und dann ging‘s einfach los. Von heute auf morgen. Es war also eher ein Unfall.“ Einen Augenblick schüttelt Torres gedankenverloren den Kopf, als könnte er kaum glauben, wie weit ihn dieser „Unfall“ gebracht hat.

Doch dann ist der Moment vorbei und er ist wieder ganz der Mann von Welt. Kein Wunder, denn sein Vater war Diplomat, und Torres hat schon in Afrika, Südamerika und Kuba gelebt. „Darum kann ich zwar mehrere Sprachen ein bisschen, aber keine so richtig. Nicht mal Englisch.“ Ach was, zum Verständigen reicht es allemal. Und es ist doch viel netter, wenn zwischendurch auch ein paar Französischbrocken einfließen.

In der Krimikomödie Fado Blues spielt Torres ein charmant-verplantes Schlitzohr auf der Suche nach Reichtum und Glück. Während er hier wie in vielen seiner anderen Filme einen witzigen Part übernimmt, freut er sich, wenn er am Theater bei Stücken von Ibsen oder Tschechow mitwirken kann: „Eigentlich mag ich starke Charaktere lieber.“ Aber er sträubt sich nicht gegen andere Angebote, denn auch wenn er von seinem Können überzeugt ist, hegt er keine Illusionen: „Als Schauspieler hast du nie Sicherheiten. Wer weiß schon, wie es im nächsten Jahr aussieht?“

Schauspielerei ist also nicht das Einzige, womit Torres sich beschäftigt. Zum Beispiel ist er sehr an afrikanischer Geschichte interessiert und geht als „Storyteller“ an portugiesische Schulen, um den Kindern etwas über Afrika und die afrikanische Literatur zu erzählen. Das Wichtigste ist ihm aber seine Familie. „Die ist mein Ein und Alles. Ich vermisse sie.“ Vor allem seine kleine Tochter. Trotzdem freut er sich darauf, noch mehr herumzureisen und überall auf der Welt Filme zu drehen. „Na ja“, schränkt er ein, „Hollywood muss es nicht unbedingt sein.“

MAREN ALBERTSEN„Fado Blues“: Di, 19.15 Uhr, 3001