Messe mit Geschmack

Am kommenden Mittwoch startet in Düsseldorf die „tanzmesse nrw“. Trotz knapper Kassen kommen die Macher gut über die Runden – mit guten Partnern und einem überzeugenden Programm

Es geht in erster Linie um Kommunikation und Kontakte, und nicht um Deals

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Kühle Kalkulation, Krawatten, Deals und viel, viel Geld. Das Wort Messe schmeckt meistens ziemlich langweilig. Zuweilen aber wird das, was als Messe auf der Speisekarte steht, aus formidablen Zutaten angerührt. Auf dem Teller liegt dann zum Beispiel eine Veranstaltung wie die „tanzmesse nrw“, die ab kommenden Mittwoch wieder im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft an Düsseldorfs Rheinufer aufgetischt wird.

„Es geht in erster Linie nicht um Deals, sondern um Kontakte und Kommunikation“, sagt Kajo Nelles, der Leiter der Tanzmesse. Natürlich könnten sich aus den Kontakten auch Geschäfte entwickeln, räumt er ein – im Vordergrund stünden die aber nicht. Dafür ist die Atmosphäre, so wie sie geplant ist, auch zu ungezwungen. Denn umgeben werden die fast 200 Aussteller aus aller Welt von etlichen Showcases, bei denen internationale Tanz-Kompagnien der Messe tänzerisches Leben einhauchen. Das Gros der Tänze ist zudem keiner strengen Choreographie unterworfen: Die Künstler folgen ihrem improvisatorischen Geist, sie bewegen sich also frei.

Dass Nelles auch finanziell über die Runden kommt, kann nicht nur ihn, es kann den ganzen Kulturbetrieb freuen. Zwar muss auch die Tanzmesse Subventionsabbau hinnehmen, ein sattes Drittel des ganzen Etats, ein Grund zu klagen ist das für Nelles aber nicht: „Unsere Wirtschaftlichkeit musste sich eben jedes Jahr verbessern“, sagt er im guten Wissen, etliche Partner auf seiner Seite zu haben. So kooperiert die Tanzmesse einerseits mit den gleichzeitig stattfindenden Tanztagen im niederländischen Maastricht, andererseits mit örtlichen Unterstützern, beispielsweise dem Museum Kunstpalast. Das wiederum zieht eigenen künstlerischen Gewinn aus der Zusammenarbeit, wenn am Mittwoch Germaine Acogny mit ihrer senegalesischen Compagnie Jant-Bi die Messe eröffnet. Damit wird die aktuelle Ausstellung „Africa Remix“ auf eine andere künstlerische Ebene ausgedehnt, auf der Acogny später der großen Choreographin Susanne Linke begegnet.

Die Ebenen sind sowieso Nelles‘ Steckenpferd: Auf allen wünscht er sich eine Beschäftigung mit Tanz, nicht nur auf der eigenen, auch auf der filmischen und rhetorischen. Ein großer Haufen Celluloid und diverse Diskussionsrunden sollen das Geschehen aus einer anderen Perspektive beleuchten und so weitere Schwerpunkte bilden. „Die Kleinigkeiten machen die Messe attraktiv“, weiß Nelles, der auf die Nebenschauplätze setzt. Und auf ein breites Publikum, das er mit der Programm-Vielfalt ins Forum locken will. Bei diesen Zutaten dürften die Teller hernach wohl blank sein.

tanzmesse nrw, Düsseldorf29.09. bis 02.10.2004Infos: 0221-2265752