Herrscher ohne Ablaufdatum

Der Berufssohnemann Ilham Alijew aus Aserbaidschan darf zwar nicht ewig, aber lebenslang weiterregieren. Der Präsident hat sein Volk in einem Referendum entscheiden lassen, dass er unbegrenzt für das Präsidentenamt kandidieren kann. Präsidentenwahlen im Kaukasus haben wenig mit einer demokratischen Meinungsbildung zu tun.

Die Herrschaft über das Land erhielt der 47-jährige Aseri 2003 von seinem Vater Haidar Alijew, der nach dem verlorenen Krieg mit Armenien und dem Verlust der Enklave Bergkarabach die Macht in Aserbaidschan übernommen hatte und zehn Jahre bis zum Tod regierte. Während Vater Alijew in Baku autokratisch herrschte und sich mit dem britischen Ölkonzern BP in einem „Jahrhundertvertrag“ über die Nutzung der Ölreserven am Kaspischen Meer einigte, zog Sohn Alijew in die weite Welt. Er studierte in Moskau, arbeitete in der Türkei und frönte dem einen oder anderen Kasinobesuch. Auslandsaufenthalte bilden bekanntlich, und so spricht Ilham Alijew fließend Englisch und Französisch.

1994 wurde er Vizepräsident der aserbaidschanischen Ölgesellschaft Socar und saß damit auf dem Geldtopf des Landes. Kurz nach Beginn der Präsidentschaft des Sohnes begann in Aserbaidschan, wo schon Ende des 19. Jahrhundert die Gebrüder Nobel Öl förderten, der zweite Ölboom mit der Fertigstellung der Pipeline zur türkischen Mittelmeerküste. Den Vater hat Alijew junior auch als Präsident alltäglich vor Augen. In der Hauptstadt Baku stehen an jeder Ecke dessen Denkmäler herum, und von riesigen Plakaten blinzelt der Papa über den chaotischen Straßenverkehr hinweg. Ob Flughafen oder Öltanker – es gibt kaum einen Gegenstand in Aserbaidschan, der nicht nach Haidar Alijew benannt ist.

Journalisten und Oppositionelle leben gefährlich unter der Alijew-Dynastie, aber das stört weder die Regierenden in der EU noch der USA. Denn Aserbaidschan und damit Alijew verfügen über einen Öl- und Gasschatz, der direkt an Russland vorbei nach Europa fließt, und so etwas macht den aserbaidschanischen Präsidenten zu einem vielversprechenden Partner. Ilham Alijew wurde von der Bundeskanzlerin Angela Merkel als Staatsgast in Berlin herzlichst begrüßt. Bis zum Verfall des Ölpreises machte das Regieren in Baku Spaß. Die Öldollars sprudelten, scheußliche Palastbauten und Hochhäuser schossen in Baku wie Pilze aus dem Boden und verschandelten das Stadtbild der Küstenstadt. Aber damit ist es jetzt erstmal vorbei.

Doch die Nachfolge ist gesichert. Ilham Alijew hat zwei Töchter und einen Sohn. Er kann dann später seinen Erben mit eigenen Denkmälern ärgern.

MARCUS BENSMANN