rentenunrecht
: Das Gespenst geht wieder um

Eigentlich wollten die Rentner gestern in Berlin gemeinsam gegen Rentenkürzung demonstrieren. Eines haben die Grauen Panther bei den Vorbereitungen übersehen: Ost- und Westrentner sind die am wenigsten wiedervereinte Generation. Das hat einen einfachen Grund: Ost- und Westrentner treffen sich nie. Wo auch? Nicht auf der Arbeit, nicht zu Hause, erst recht nicht im Altersheim. Und offenbar ist das auch gut so. Denn plötzlich geht es wieder um, das fast schon tot gewähnte Gespenst vom Rentenunrecht – jetzt im Westen.

Kommentar von JAN ROSENKRANZ

Da fragt sich so mancher, wie es angehen kann, dass Ostrentner mehr Rente kriegen als Westrentner. Wieso der Exangestellte im Westteil der Stadt im Schnitt 1.153 Euro bekommt, sein Ost-kollege dagegen 1.286 Euro. Bei den Frauen stehen 701 Euro (West) gegen 791 Euro (Ost). Nur was sagen uns die Zahlen? Nichts.

Doch manchen passt das nicht ins Bild. Nicht in das von den armen Brüdern und Schwestern und auch nicht in das vom Zonenheuler. Natürlich hat der Ostrentner dereinst von seinem Ostgehalt viel weniger Ostrentenbeiträge zahlen müssen. Aber erstens ist das heute egal, und zweitens hatte er auch viel weniger Gehalt. Bei aller Fernseh-Ostalgie scheinen viele vergessen zu haben, wie schlimm es „drüben“ wirklich war. Unfrei wie nix Gutes wurde dort gerackert – nicht sehr produktiv, aber deutlich länger. Der heute verrentete Ostberliner Angestellte im Schnitt sechs Jahre länger. Für heute 130 Euro mehr. Ein guter Schnitt sieht anders aus. Und was sagen uns diese Zahlen? Noch zu wenig.

Wenn schon vergleichen, dann richtig, dann vollständig. Also raus mit den Kontoauszügen und Grundbucheinträgen, her mit den Betriebsrentenbescheinigungen und Bausparverträgen, auf den Tisch mit Lebensversicherungspolicen und Aktienpaketen. Dann hängt das Bild im Westen wieder gerade.