Mahnmal gegen Großspurigkeit

Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn“ will in Aktionswoche gegen Verkehrslärm Öffentlichkeit gegen Ausbau der Schwachhauser Heerstraße mobilisieren

Carsten Sielings Vorschlag zur Güte: Vier Spuren – aber nur ganz schmale

Bremen taz ■ Günter Knebel muss ziemlich laut sprechen, um sich verständlich zu machen. Wenn die Ampel an der Dobbenkreuzung auf Grün springt, beginnt der Lärm. Knatternde Motorräder, alle paar Minuten ein Martinshorn. Schon heute ist die Schwachhauser Heerstraße alles andere als eine ruhige Einkaufsstraße.

Knebel engagiert sich in der Bürgerinitiative (BI) gegen die so genannte Stadtautobahn. Genau das würde seiner Meinung nach aus der Heerstraße werden, wenn es zu dem vom Senat beschlossenen vierspurigen Ausbau zwischen Dobbenkreuzung und Hollerallee kommt.

An der Ecke Bismarckstraße steht ein großes Ohr aus Pappmaschee. Die Mitglieder der BI nutzen die bundesweite Aktionswoche gegen Verkehrslärm, um ihren Unmut über den geplanten Straßenausbau öffentlich zu zeigen. Eine Woche lang wollen sie jeden Tag eine mehrstündige Mahnwache abhalten und Flugblätter verteilen. „Wenn auf vier Spuren ausgebaut wird, fahren hier täglich 40.000 Autos vorbei“, sagt Günter Knebel. Das käme einer Spaltung des ganzen Wohnviertels gleich. Warum die zusätzlichen Spuren überhaupt notwendig sein sollen, versteht man in der BI nicht. Zu Staus komme es an dieser Ecke so gut wie nie, weiß Knebel als Anwohner zu berichten. Eine Verbreiterung der zwei bestehenden Spuren sei völlig ausreichend. Außerdem mache der Ausbau wenn überhaupt nur übergangsweise Sinn. „Wenn die A 281 fertig ist, fahren die meisten doch ohnehin da lang.“

Die Bürgerinitiative Rembertiring und die Interessengemeinschaft der freien Berufe und UnternehmerInnen am Dobbenweg ziehen am gleichen Strang. Deren Sprecher Gregor Mumpro fürchtet gar, dass der Straßenausbau Arbeitsplätze kosten kann. „Entlang der Heerstraße gibt es 250 Geschäfte mit 2.000 Angestellten“, sagt er. Kommt der Ausbau, werde die Einkaufsstraße unattraktiv und viele Jobs stünden auf dem Spiel. Eine derartige Entwicklung könne man an der ausgebauten Kurfürstenallee bereits beobachten.

Rückendeckung bekommen die Ausbau-Gegner von der Lokalpolitik. Einstimmig lehnten die Ortsbeiräte Schwachhausen, Mitte und Östliche Vorstadt die Zusatzspuren ab. Doch die Entscheidung fällt auf Landesebene. Deswegen haben dieUnterstützer der Bürgerinitiative bis Jahresbeginn über 1.000 Einwendungen beim Senat eingereicht.

„Mit so viel Widerstand haben die nicht gerechnet“, glaubt Günter Knebel. Er sieht gute Chancen, dass die Schwachhauser Heerstraße am Ende nur leicht verbreitert und mit separaten Abbiegespuren ausgestattet wird.

Uwe Warnken, Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins Schwachhausen Süd-Ost, hat seinen Genossen in der Bürgerschaft ins Gewissen geredet. Dort sei man jetzt geteilter Meinung, was die Notwendigkeit der zwei Zusatzspuren angeht.

Carsten Sieling, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, will „vier ganz schmale Spuren“. So könne man den LKW-Verkehr aus der Innenstadt raushalten. Sielings Kollegin von den Grünen, Karin Krusche, steht indes hinter den Forderungen der BI. Von Bausenator Jens Eckhoff (CDU) erwarte sie jetzt ein eindeutiges Plädoyer für den zweispurigen Kompromiss.

Julia Bartelt
und Ebbe Volquardsen