„Ende Oktober muss die Million da sein“

taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch über die ersten Erfolge der taz KG und die guten Gründe für weitere Investoren, bei der taz einzusteigen

Am 31. Oktober soll die taz Entwicklungs KG gegründet werden. Ein Drittel der notwendigen Gründungsmillion ist bereits gezeichnet. Zum Endspurt erklärt taz-Geschäftführer Karl-Heinz Ruch, wieso es so wichtig ist, die rund hundert Investoren zu finden, die sich mit mindestens 5.000 Euro an der taz-Entwicklung KG beteiligen. taz: Die taz fordert ihre LeserInnen auf, sich noch in diesem Monat an der taz Entwicklungs KG zu beteiligen. Warum gerade jetzt?

Karl-Heinz Ruch: Bis zum 31. Oktober müssen 1 Million Euro Kommanditkapital gezeichnet sein, damit die taz Entwicklungs KG noch in diesem Jahr starten kann. Bisher haben 60 Kommanditisten 360.000 Euro gezeichnet. Das ist ein guter Anfang. Aber nicht genug, um anfangen zu können. Wer sich überlegt, sein Geld in der KG anzulegen, muss jetzt zeichnen. Sonst gibt es diese Anlagemöglichkeit vielleicht gar nicht.

Warum ist die Entwicklungs KG für die taz so wichtig?

Die taz Entwicklungs KG soll die Eigenkapitalbasis des Verlags stärken und die taz für die nächsten 25 Jahre zukunftsfähig machen. Konkret: Es gilt, vier taz-Unternehmensbereiche weiterzuentwickeln: Le Monde diplomatique, digi-taz, taz-Nord und taz-NRW.

Kann das nicht die taz-Genossenschaft leisten?

Die taz Entwicklungs KG ist eine sinnvolle unternehmerische Ergänzung zur taz-Genossenschaft. Die GenossInnen sichern mit ihren Einlagen die Existenz der taz. Die KommanditistInnen entwickeln sie weiter.

Also Arbeitsteilung statt Konkurrenz?

Ja, die Geschäfte der KG werden im Einklang mit der Genossenschaft geführt. Mit der taz Verlagsgenossenschaft hat die taz 1991 eine ihr angemessene Unternehmensverfassung gefunden. Mit dem Funktionieren der taz-Genossenschaft sind wir sehr zufrieden. Aber es gibt eben nichts, was man nicht noch besser machen könnte.

Wieso kann ich schon für 500 Euro GenossIn werden, aber erst ab einer Einlage von 5.000 Euro KommanditistIn?

Die Genossenschaft wächst und garantiert die Unabhängigkeit der taz durch viele vergleichsweise geringe Einzelbeträge. Inzwischen halten 5.500 Mitglieder 5,4 Millionen Euro Kapital. Aber durchschnittlich hält jedes Mitglied nur zwei Anteile, das sind 1.000 Euro. Einige haben ihre Mindesteinlage in 20 Monatsraten eingezahlt.

In 20 Monatsraten?

Ja. Das zeugt von einem hohen Engagement und einem geringen Einkommen. Der Anteil von Genossenschaftsmitgliedern, die mehr als 5.000 Euro halten, liegt gerade mal bei 1 Prozent. Dass es bei der Genossenschaft mehr in die Breite als in die Höhe geht, mag mit der besonderen Struktur einer Genossenschaft zu tun haben, dass jedes Mitglied unabhängig von seinem Anteil nur eine Stimme hat oder dass es keine steuerlichen Vorteile bei einer Genossenschaftsbeteiligung gibt. Wir vermuten, dass es im Umkreis der taz und ihrer Leser durchaus Menschen gibt, die bereit und in der Lage wären, höhere Anteile in die taz zu investieren. Wir wissen auch, dass es in der Vergangenheit der taz schon Beteiligungsgesellschaften gab, bei denen höhere Anteile gezeichnet wurden.

Die taz Entwicklungs KG mit 5.000 Euro Mindestbeteiligung ist also doch auch eine Abgrenzung zur Genossenschaft?

Ja, in diesem Punkt schon. Die Genossenschaft brauchte für ein Kapital von 5 Millionen zehn Jahre. Die besseren Rahmenbedingungen und der höhere Mindestbetrag sollen bei der taz Entwicklungs KG diesen Zeitraum deutlich verkürzen. Das Kapital der Entwicklungs KG muss schnell zusammenkommen. Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren 5 Millionen Kommanditkapital zufließen, sodass es bis zu 1.000 Beteiligte werden können, wenn alle nur den Mindestbetrag zeichnen, wovon wir aber nicht ausgehen.

Der Anlegermarkt steckt Land auf, Land ab in einer Krise. Woher nimmt die taz diesen Optimismus?

Wie auf dem Zeitungsmarkt gehen wir davon aus, dass die derzeitige Flaute auf dem Anlegermarkt der taz eher dienlich ist. Auch hier funktioniert die taz entgegen den Markttendenzen. Auch taz-Leserinnen haben in den letzten Jahren im Neuen Markt viel Geld verloren und an mancher nachhaltigen Anlage im grünen Bereich, für die ja auch in der taz viel geworben wurde, erweist sich allein als nachhaltig, dass man nachhaltig darüber im Unklaren gelassen wird, wie viel Geld man nun verloren hat.

Da ist viel Vertrauen verloren gegangen.

Ja. Aber die taz bleibt davon unberührt. Schien die taz mit ihrer Genossenschaft zu Zeiten des Neuen Marktes, als jedes Start-up als Aktiengesellschaft an die Börse ging, ein wenig antiquiert, so steht sie doch heute angesichts einer dramatischen Branchenkrise bald als Hort der Stabilität da.

Bisher sind 60 KommanditistInnen gefunden. Ist die Gründung noch in diesem Jahr zu schaffen?

Das Ziel zu erreichen erfordert noch viele Anstrengungen, aber mit Hilfe unserer LeserInnen und GenossInnen halten wir es für machbar. Aber es ist nicht mehr viel Zeit, am 31.Oktober müssen eine Million gezeichnet sein, damit wir noch in diesem Jahr anfangen können. So viel ist klar: wer es richtig findet, dass die taz sich mit einer Kommanditgesellschaft weiterentwickelt, muss jetzt einsteigen.

INTERVIEW: KLAB