Drohung gegen die „Feinde des Islams“

Islamistische Organisation Jemaah Islamiyah bekennt sich zum Anschlag in Jakarta. Australien zum Rückzug der Truppen aus dem Irak aufgefordert. Indonesische Polizei angeblich vor Anschlag gewarnt. Unklare Rolle eines inhaftierten Geistlichen

AUS BANGKOK NICOLA GLASS

Das südostasiatische Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah (JI) hat sich angeblich zu dem Autobombenanschlag am Donnerstag auf die australische Botschaft in Jakarta bekannt. Australien sei „einer der schlimmsten Feinde Gottes und des Islams“, hieß es in einer Erklärung auf einer islamistischen Internetseite. Ein Gotteskämpfer habe erfolgreich einen „Märtyrereinsatz“ ausgeführt und die Autobombe vor der australischen Botschaft gezündet. Die Gruppe warnte vor weiteren Anschlägen, sollte Australien seine Truppen nicht aus dem Irak abziehen.

Die indonesische Polizei vermutet unterdessen, dass sich bei dem Bombenattentat bis zu drei Terroristen selbst in die Luft gesprengt haben. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass der mit Sprengstoff beladene Kleinbus, Sekunden nachdem er vor dem Botschaftsgebäude gehalten habe, explodiert sei. Bei der schweren Detonation starben mindestens neun Menschen, mehr als 180 wurden verletzt.

Australiens Premier John Howard bekräftigte unterdessen das Irak-Engagement der konservativen Regierung. Sein Land werde sich seine Außenpolitik nicht von Terroristen diktieren lassen. Im Irak sind derzeit etwa 850 australische Soladaten stationiert, ihre Präsenz ist aber in ihrer Heimat stark umstritten. Als erste Sicherheitsmaßnahme schloss die australische Regierung ihr Konsulat auf der indonesischen Insel Bali und riet allen Australiern, von nicht zwingend notwendigen Reisen nach Indonesien abzusehen.

Ob das Bekennerschreiben echt ist, ist fraglich. Denn normalerweise nimmt die Jemaah Islamyiah zu ihren gewalttätigen Aktionen nicht Stellung. Terrorexperten warnten denn auch davor, die Ermittlungen allein auf die JI zu konzentrieren und Fahndungen nach möglichen Splittergruppen zu vernachlässigen. Der indonesische Polizeichef D’ai Bachtiar erklärte gestern, es werde nach zwei Malaysiern gefahndet.

Widersprüchliche Informationen gab es gestern zudem über eine angebliche Warnung vor einem Anschlag. Der australische Außenminister Alexander Downer sagte, die indonesische Polizei habe etwa 45 Minuten vor der Explosion eine SMS erhalten, in der mit Anschlägen auf westliche Botschaften gedroht wurde, sollte der in Jakarta inhaftierte 66-jährige radikal-islamische Geistliche Abu Bakar Bashir nicht freigelassen werden. Laut Australiens Premier Howard wurde die Warnung erst mehrere Stunden nach der Detonation an die australische Polizei weitergeleitet. Ein Sprecher der indonesischen Polizei wies diese Mutmaßungen zurück.

Abu Bakar Bashir gilt als spiritueller Anführer der Jemaah Islamiyah, was dieser jedoch bestreitet. Den Anschlag vom Donnerstag soll er scharf verurteilt haben. Einer seiner Vertrauten sagte, Bashir weise den Verdacht zurück, dass seine Anhänger für das Attentat verantwortlich seien.

Für Indonesien und Australien erfolgen die Attentate in einer politisch brisanten Zeit. In beiden Ländern stehen demnächst wichtige Wahlen an. Doch während der Kampf gegen den Terror und die Truppenbeteiligung im Irak in Australien zentrale Wahlkampfthemen sind, hat Indonesien das Terrorproblem im eigenen Lande so gut wie ignoriert.