DuMont bedingt abwehrbereit

Köln droht ein neuer Zeitungskrieg. Springer bringt im Oktober „Welt kompakt“ auf den Lokalmarkt. Quasimonopolist M. DuMont Schauberg hat schon erste Maßnahmen gegen den Angriff getroffen

VON FRANK ÜBERALL
und Peter Hanemann

In aller Öffentlichkeit bastelt das Kölner Verlagshaus M. DuMont Schauberg (MDS) in Köln-Ehrenfeld an einer neuen Tageszeitung. Durch das Schaufenster einer vormaligen Geschäftsstelle von Kölner Stadt-Anzeiger und Express kann man jungen Blattmachern dabei zusehen, wie sie Ideen, Trends und Themen in einen Seitenplan umsetzen. Das Ehrenfelder Fensterpublikum kann sich denken, warum die Youngsters so emsig Seiten planen: Auf dem Redaktionstisch liegt neben Lifestyle- und Stadtmagazinen eine Welt kompakt.

Die Tageszeitung ist der neue Ableger der Welt aus dem Hamburger Verlagshaus Axel Springer und wird seit Juni in Berlin und Frankfurt angeboten. Dort haben jeweils Hunderte Verteiler das Blatt zunächst gratis unters Volk gebracht. Jetzt kostet es 50 Cent. Auch für Köln sollen bereits Verteiler angeheuert worden sein. Die Zeitung im kleinen Tab-loidformat (etwa DIN A4) soll am 4. Oktober erstmals in Köln verkauft werden, heißt es. Der Springer Verlag könnte damit einen neuen Zeitungskrieg am Rhein auslösen, nachdem er im Jahr 2001 noch gemeinsam mit dem Kölner Großverlag MDS den Mitbewerber 20 Minuten nach rund anderthalb Jahren vom Markt gedrängt hatte. Derzeit ist der Springer Verlag in Köln lediglich mit Lokalseiten der Bild Zeitung vertreten.

Für den halben Euro bekommen die Leser mit Welt kompakt eine abgespeckte Version der überregionalen Welt. Da trotzdem eine eigene Redaktion aufgebaut wurde, sind die kürzeren Texte redaktionell komplett bearbeitet. Die wichtigsten Themen finden sich im eher nachrichtlichen Stil wieder, ohne hintergründige Analysen – die kann man dann bei der „großen Zeitungsschwester“ nachlesen.

In Berlin fasziniert die Leser vor allem der späte Redaktionsschluss, der oft nach Mitternacht liegt – dadurch wird das Blatt aktueller als viele andere Tageszeitungen. Verkaufszahlen für Welt kompakt sind noch nicht bekannt, doch sie scheinen Springer Grund zur Hoffnung zu geben. Denn nicht nur in Köln soll Welt kompakt auf den Markt kommen, sondern auch in München, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Hamburg, Hannover, Leipzig und Stuttgart.

„Auch die Ausgaben in den neuen Städten werden einen kompakten Regionalteil haben“, kündigte Oliver Santen vom Axel Springer Verlag gegenüber der taz an. Damit wagt sich der Verlag mit einem neuen Produkt in das bisher von DuMont Schauberg dominierte Köln (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express).

Im Kölner Verlagshaus ist man nicht gerade glücklich über dieses Vorgehen der Hamburger Konkurrenz. „Wenn Welt kompakt in unserem Verbreitungsgebiet erscheint, werden wir vorbereitet sein und entsprechend reagieren“, erklärte Unternehmenssprecherin Cornelia Seinsche. Zu Details will sie noch nichts sagen, weil es noch interne Abstimmungen gebe.

Doch ein paar Details liegen ja immerhin schon in Ehrenfeld aus. Das neue Blatt von MDS wird wohl nicht so seriös wie die Welt daherkommen, sondern eher jugendlich und unkonventionell. Es hat 28 Seiten, beginnt mit „Community“ und dem „Rest der Welt“, beschnuppert Music, Film & DVD, um dann – ab Seite12 – mit „Quatsch, Gerüchte, Fotostrecke“ aufzulockern. Planmäßig sind fünf Seiten Terminen und „Party-Picks“ vorbehalten – gespickt mit Hinweisen auf Online-Infos. Ab Seite 20 gibt es „Help“ in Sachen Job, Alltag, Reisen und Kaufen, dann kommt drei Seiten lang der Sport. Den Abschluss bilden TV-Promis (S. 26), das TV-Programm und wiederum „Promis“.

Die beiden Verlage MDS und Springer hatten im Jahr 1999 die so genannten Gratiszeitungen – in Köln die 20 Minuten des norwegischen Verlags Schibsted – gerichtlich abzuwehren versucht – ohne Erfolg. Auffallend war schon damals, dass beide ihre eigene „Abwehrzeitung“ herausbrachten, MDS den Kölner Morgen, und Springer Köln Extra. So wollten die Verlagsgiganten offenbar für den Fall ihrer juristischen Niederlage vorbauen, um selbst am Markt der kostenlosen Tageszeitungen teilzuhaben.

Wie das neue Blatt im Reigen des Kölner Verlagshauses heißen soll, ist noch nicht bekannt. Vorschläge gibt es allerdings schon viele. Wie wäre es zum Beispiel mit Cologne compact?