Kultur mit Kochmütze

Das Team um Intendant Rainer Mennicken und Generalmusikdirektor Alexander Rumpf geht im Oldenburgischen Staatstheater in die Verlängerung

So lange ist es noch gar nicht her, da zwangen die aus Hannover angekündigten Sparmaßnahmen Rainer Mennicken, seit 2001 Generalintendant am Oldenburgischen Staatstheater, in voller Montur in ein Bassin des lokalen Freibades zu steigen, um den Regierenden zu signalisieren: Das Wasser stehe dem Theater bis zum Hals. Jetzt aber verblüffen er und der zeitgleich an der Hunte angetretene Generalmusikdirektor Alexander Rumpf mit guten Bilanzen – wie dem Anstieg der Zuschauerzahlen um satte 15 Prozent. Und die künstlerisch Verantwortlichen verkünden ihren weiteren Verbleib in Oldenburg – voraussichtlich bis 2009.

„Der Vertrag enthielt von Anfang an eine Klausel, die es ermöglichte, zum jetzigen Zeitpunkt über eine Verlängerung zu entscheiden“, erklärt Mennicken. Bemerkenswert ist, dass die Entscheidung vor Veröffentlichung der aktuellen Zahlen fiel. Mennicken und Rumpf scheinen Publikum und Politik gleichermaßen zu überzeugen.

Gemeinsames Credo der beiden ist die gesunde Mischung aus Abonnentenbedienung und Wagnis, öffentlichkeitswirksamer Aktion und künstlerischer Qualität. „Das ist natürlich ein Balanceakt“, so der Theaterchef. „Ich muss schon aufpassen, dass ich nicht nur mit Plansch- und Quatschfotos in die Presse komme.“ Aber wenn die Idee schlüssig sei wie die, bei der „Kost-Proben“-Präsentation für die neue Saison die Kochmütze aufzusetzen und Suppe zu machen, könne er nicht widerstehen.

Unter der Intendantur von Rainer Mennicken hat sich einiges in Oldenburg bewegt. Es gibt lange Theaternächte für Studenten und Kooperationen mit dem Uni-Theater. Kommenden Samstag wird der Musentempel erstmals in das Oldenburger Filmfest eingebunden werden.

„Subventionierte Theater müssen auch Umschlagplatz für neue Ideen sein“, erklärt der Generalintendant. „Das Gefühl, dass meine Impulse in der Region auf fruchtbaren Boden fallen, ist einer der Hauptgründe, warum ich bleiben will.“

Auch, dass nun aus Hannover der Bescheid kam, für die kommende Spielzeit hätten die Niedersächsischen Staatstheater in der Landeshauptstadt, in Braunschweig und Oldenburg keine Kürzungen mehr zu befürchten, dürfte dem Wohlbehagen zuträglich sein. „Aufgrund der bereits bestehenden vertraglichen Verpflichtungen waren weitere Einschnitte gar nicht möglich“, so Thomas Philipp Reiter, Pressesprecher im Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

In Sachen Einsparungen ist man in Oldenburg bereits vorbildlich am Werk. Seit der Spielzeit 2002/2003 hat man dort laut eigener Aussage insgesamt 1,25 Mio. Euro weniger ausgegeben.

Damit der Laden läuft, müssen künstlerische Kompromisse eingegangen werden. Das gilt insbesondere für die musikalische Abteilung. Alexander Rumpf: „Wir leben vom traditionellen Konzertabonnenten-Publikum. Und das rekrutiert sich nun mal nicht aus den jungen Leuten.“ So bemühe er sich um eine Mischung – präsentiere neben Wohlbekanntem auch einen Zyklus mit Sinfonien von Schostakowitsch, Konzerte der Neuen Musik und Werke von Alban Berg. „Nach acht Jahren in Oldenburg werde ich alle seine konzertanten Werke aufgeführt haben.“ Da kommt die Vertragsverlängerung natürlich wie gerufen.

Trotz knapper Finanzmittel: Rumpf und Mennicken sind entschlossen, den einmal eingeschlagenen Weg weiterzugehen und der konkurrierenden Eventkultur mit eigenen Events zu begegnen. Für die Purcell-Inszenierung „The Fairy Queen“, die Theater, Tanz und Musik vereint, wurden eigens 120 Kostüme geschneidert. Ob auch eine Kochmütze darunter ist, wird sich bei der morgigen Premiere zeigen. Christoph Kutzer