Freiwillig in Bremen

Heute ist der Tag der Bürgerstiftungen. Den Bremern mangelt es nicht an Ideen, aber an Geld – und an konkreten Zusagen der Politik

Bremen taz ■ Der Titel klingt nach moralinsaurem Staub, das Thema aber ist brisant: „Ein gelingendes Leben bedarf auch der Last“, so lautet der Vortrag, den der Psychiatrie-Reformer Klaus Dörner heute Abend im Rathaus hält – es geht um das Ehrenamt und darum, „dass man an Lebensqualität gewinnt dadurch, dass man sich einbringt.“ So formulierte es gestern Pastorin Jeannette Koester. Sie gehört zum Kopf der Bremer Bürgerstiftung, die den Abend veranstaltet. Denn heute ist der „Tag der Bürgerstiftungen in Deutschland“, der Tag, an dem Reklame gemacht wird für das Ehrenamt.

Rund 100 Leute seien der Bürgerstiftung verbunden, referierte gestern Hans-Christoph Hoppensack, Vizevorsitzender der Stiftung. Sie engagieren sich in einem der Stiftungsprojekte oder haben sich im letzten Jahr an einem Workshop beteiligt, aus dem ein als Programm geltendes Memorandum hervorgegangen ist. Finanziell aber läuft es zäh: 200.000 Euro hat die Stiftung vom Senat bekommen mit der Vorgabe, nochmal 200.000 Euro an Spenden einzusammeln. Davon ist gerade mal ein Zehntel da: Die Stiftung verfügt über ein Kapital von 220.000 Euro. Den Rest, hofft Hoppensack, habe man Ende nächsten Jahres zusammen. Wie jede Stiftung soll sich auch die Bürgerstiftung aus den Zinsen ihres angelegten Kapitals finanzieren.

So ist die Bremer Bürgerstiftung erstmal eine „arme Stiftung“ (Hoppensack). Und so ist ein geplanter „Hilde-Adolf-Preis“, den man erstmals 2004 „für mutige und gute Taten in unserer Stadt“ vergeben will, mit „nur“ 2.000 Euro dotiert. Weitere geplante Projekte: Ein Freiwilligentag am 5. Dezember, bei dem Interessierte kennen lernen können, wo, wie und in welchem Umfang ehrenamtliches Engagement möglich ist. Der Titel des Tages: „Freiwillig in Bremen“.

Ein in diesem Jahr begonnenes Projekt für LehrerInnen, die in Sachen Konfliktbearbeitung fortgebildet werden, soll weiter auf der Agenda stehen – was es gebracht hat, will die Stiftung Ende des Jahres resümieren.

In diese Zeit soll auch die Stellungnahme von Bürgerschaft und Senat fallen, was aus den vielen Anregungen im Memorandum – Tenor: mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungsprozessen – aufgegriffen wird. In der Koalitionsvereinbarung ist pauschal von „Bürgerbeteiligung verstärkt fördern“ die Rede. Hoppensack gestern über Senat und Parlament: „Ich hoffe, dass denen dann was einfällt und sie nicht nur das sagen, was sie immer sagen.“ sgi

www.buergerstiftung-bremen.de