Leere Bühnen

Das Staatstheater Oldenburg begegnet den drohenden Etat-Kürzungen mit einem eigenen Sparvorschlag

Am Oldenburgischen Staatstheater versucht man mittlerweile, die Krise produktiv zu machen: Der Liederabend „Kassensturz“ rankt Gesangsbeiträge rund um einen Supermarkt, der mangels Rentabilität schließen muss. Ob bei Abbas „Money Money“ oder bei Grönemeyers Konsumrausch-Parodie „Kaufen“ – es geht um‘s Geld in Oldenburg, und das nicht nur einen Abend lang.

Ein Schwerpunkt im Spielplan der noch frischen Saison lautet: „Geld und der Wert des Menschen“. Ergeben hat sich „diese Ausrichtung schon vor einem Jahr“, so Generalintendant Rainer Mennicken – die Theatermacher fragen sich nicht erst seit heute, woran ihr Wert bei den staatlichen und kommunalen Geldgebern bemessen wird. Aktuell aber hat sich die Entwicklung zugespitzt: Zuschüsse in Höhe von 347.000 Euro sollen im Haushaltsjahr 2004 bei einem Gesamtetat von knapp 20 Millionen Euro entfallen.

Für Mennicken ist es unmöglich, diese Auflagen zu erfüllen: „Wir haben laufende Verträge mit der Belegschaft bis zum August 2004, die wir nicht antasten können.“ Da 87 Prozent des Etats für Gagen und Gehälter der 360 Mitarbeiter aufgebracht werden, kann es hier frühestens ab Herbst nächsten Jahres Einschnitte geben.

Trotzdem hat sich das Theater entschlossen, auf das Ministerium zuzugehen und hat seinerseits einen 200.000-Euro-Sparvorschlag in Hannover vorgelegt. „Darin haben wir die Kosten rund um den Spielbetrieb reduziert“, erklärt Mennicken. „Ein geplantes Konzert in der Weser-Ems-Halle würde damit ins Wasser fallen und es gäbe weniger Statistenrollen.“ Eine Antwort des Ministers auf diesen Vorstoß steht noch aus.

Vielleicht ist der gerade damit beschäftigt, sich all die Postkarten durchzulesen, die ihn dieser Tage aus seiner Heimatstadt erreichen. Denn das Ensemble ist aktiv geworden und macht sein Theater mit Hilfe des Publikums zum Politikum. „Für die Aktion ,Bilderflut‘ hat sich fast die Hälfte unserer Belegschaft vor schwarzem Hintergrund porträtieren lassen“, so Pressereferentin Astrid Reibstein. Für einen Euro können Theaterbesucher die Karten kaufen und auf der Rückseite mit ihren Kommentaren versehen. Den Versand nach Hannover übernimmt dann das Theater. Lutz Steinbrück