Überlastung, Stress, Aggressionen

Laut der Lehrergewerkschaft GEW sind heute dreimal so viele Berliner Lehrer erkrankt wie noch vor fünf Jahren

Mehr als 1.500 Berliner Lehrer sind nach Gewerkschaftsangaben langfristig erkrankt. Das sind mehr als dreimal so viele wie noch vor fünf Jahren. Überlastung und Stress seien meistens die Ursachen, sagte Manfred Triebe von der Arbeitsgruppe Gesundheitsschutz der Lehrergewerkschaft GEW. Überwiegend litten die Kollegen unter völliger Erschöpfung, dem Burn-out-Syndrom, ein großer Teil litt auch an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Angesichts dieses Trends wurde Anfang März der dritte Gesundheitstag für die Berliner Schulen von GEW und Senatsverwaltung für Bildung ausgerichtet.

Viele Lehrer seien vergleichbar mit einem Menschen, der sich unnötig abrackere, weil er Bäume mit einer stumpfen Säge abholze, erklärte Triebe. Auf den Zuruf, er brauche bloß die Säge schärfen, könne der Unglückliche nur antworten: „Keine Zeit, muss sägen.“ Entsprechend ging es beim Gesundheitstag auch um Themen wie die Schonung der Stimme, Entspannungsübungen sowie die gezielte Begleitung der Kollegen für eine bessere Lern- und Leistungsfähigkeit.

Die Liste der Ursachen für dauerhafte Erkrankungen im Schulalltag ist laut Triebe lang: An erster Stelle stehe der Umgang mit aggressiven Eltern und Schülern. Hinzu kämen eine stetig wachsende Arbeitsbelastung, ausbleibender Lob, zu wenig Pausen und ein zu hoher Lärmpegel. Dazu kommen immer neue Reformen des Schulsystems, die die Lehrer verunsicherten. In den Kollegien mangele es an frischem Wind, weil der Nachwuchs fehle. Oft seien Lehrer mit Aufgaben überfordert, die die wenigsten gelernt hätten: Drogen- und Sexualberatung, Mediation, Elternberatung. „60 Prozent des Unterrichts ist heute Sozialarbeit“, sagte Triebe. MW