Gib mir einen Tango, ich schenk dir eine Nacht

17 Partnerstädte hat Berlin, doch das zehnjährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Buenos Aires wird auf eine ganz besondere Art gefeiert. Zu verdanken ist dies der Experimentierfreude des Ibero-Amerikanischen Instituts

Tango gibt es ja schon lange in Berlin, aber die dazugehörende Metropole, die Geburtsstadt des Tangos, wird gerade erst entdeckt. Von den 17 Partnerstädten der deutschen Hauptstadt hat Buenos Aires, die Nummer 14, bislang nämlich ein Schattendasein gefristet. Doch damit soll nach dem „Kulturdialog“ Buenos Aires/Berlin Schluss sein.

„Die Partnerschaften mit Moskau oder Warschau standen in den vergangenen Jahren im Vordergrund“, sagt Reiner Seider, in der Senatskanzlei zuständig für die Berliner Städteverbindungen. So habe es regelmäßig Berlin-Tage in Warschau und Moskau und umgekehrt gegeben. Bei der Partnerschaft mit der argentinischen Hauptstadt habe es dagegen an Kontinuität gefehlt, räumt Seider ein. Umso mehr freut ihn deshalb, dass mit dem zweimonatigen Festival etwas Besonderes zustande gekommen ist. „Ähnliches gab es bislang nur mit den Ausstellungen Berlin-Moskau-Berlin oder dem Mexikofestival“, so Seider.

Es ist vor allem die Fülle an Projekten und die Auseinandersetzung mit Stadtgeschichte und aktuellen Umbrüchen, die das Projekt Buenos Aires/Berlin so besonders macht. In zahlreichen Ausstellungen, Workshops, Konzerten und Theatervorstellungen thematisieren Künstler aus Berlin und seiner Partnerstadt Themen wie Erinnerungskultur oder die „Krise als Labor“. Verantwortlich für diese Schwerpunkte ist das Ibero-Amerikanische Institut. „Beide Städte verbindet mehr, als es auf den ersten Blick scheint“, sagt Projektleiterin Monika Zessnik. Damit das auch in Zukunft ankommt beim Publikum, setzt Zessnik vor allem auf die Vernetzung der beteiligten Institutionen. „Wir haben unter anderem die Berliner Bezirksämter mit den Partnerinstitutionen in Buenos Aires zusammengebracht“, sagt Zessnik. In Neukölln etwa hat man versucht, die Erfahrungen in den vier Quartiersmanagementgebieten für das Publikum in Argentinien aufzubereiten. Vorgestellt werden dabei unter anderem 111 Fotoporträts der Künstlerin Minah Son über Menschen in der Neuköllner High-Deck-Siedlung.

Aber auch auf anderen Ebenen ist die Zusammenarbeit in Gang gekommen. So arbeitet die Stadtverwaltung von Buenos Aires inzwischen eng mit Berliner Denkmalschützern zusammen. Der Grund: In der argentinischen Hauptstadt sollen ehemalige Folterkammern in ein Dokumentationszentrum verwandelt werden. Da will man auf die Berliner Erfahrungen in der Denkmaldebatte zurückgreifen. Auch wenn deren Umsetzung wie bei der Topographie des Terrors nicht unbedingt ein Best-Practice-Beispiel ist.

Es muss also nicht immer Tango sein. Vor allem dann nicht, wenn Berlin auch einen Exportschlager zu bieten hat. Derzeit laufen nämlich in Buenos Aires die Vorbereitungen für ein Spektakel der besonderen Art – der ersten langen Nacht der Museen.

UWE RADA