„Dezente Werbung ist okay“

Der Stromkonzern Vattenfall soll künftig das Brandenburger Tor sponsern. Kultursenator Thomas Flierl: Das dient der Bauunterhaltung und ist „eine Leistung fürs Gemeinwesen“

taz: Herr Flierl, der schwedische Engergieversorger Vattenfall soll einen Vertrag als Sponsor für das Brandenburger Tor erhalten. Wird damit nicht das „nationale Symbol der Deutschen“ – wie Sie das Tor bezeichnen – nur der Vermarktung preisgegeben?

Thomas Flierl: Das Tor wird nicht vermarktet. Vattenfall übernimmt als Sponsor die Bauunterhaltungskosten für fünf Jahre und darf sich dafür als Partner des Brandenburger Tors ausweisen.

Vattenfall darf gläserne Tafeln vor den Säulen anbringen und Bronzetafeln im Fußboden zu Werbezwecken versenken. Stehen Denkmalschutz und Bedeutung des Ortes nicht dem Ansinnen von Kommerz entgegen?

Es geht nicht um Kommerz, sondern darum, dass ein privates Unternehmen sichtbar macht, was es für das Gemeinwesen leistet – in diesem Fall für die Bauunterhaltung des Brandenburger Tors. Im Übrigen ist die Gestaltung dezent, der Würde des Denkmals angemessen und mit dem Denkmalschutz abgesprochen.

Passt Werbung dort überhaupt zur Stadtgeschichte?

Werbung im Sinne von Produktwerbung passt in der Tat nicht – und findet auch nicht statt. Es ist ein Riesenunterschied, ob ich als als Sponsor Geld gebe, um dann sagen oder zeigen zu dürfen: „Leute, kauft mein Produkt“. Oder ob ich auf einen Imagegewinn als Sponsor im Interesse des Gemeinwesens hoffe.

Rund um das Brandenburger Tor gibt es eine Fülle von Denk- und Mahnmalen. Darunter das im Bau befindliche Holocaust-Mahnmal. Stützen Sie nicht in der Art des Umgangs mit dem Tor die Kritik einer Mahnmalsmeile?

Abgesehen davon, dass ich die Kritik für abstrus halte, kann ich auch keinen Zusammenhang zum Sponsoring durch Vattenfall erkennen. Wenn es einen Zusammenhang gibt, dann den zwischen zwischen dem Engagement privater Sponsoren und den knappen öffentlichen Kassen. Aber darüber, warum Berlin da besonders übel dran ist, wollen wir jetzt nicht reden. Oder?

FRAGEN: EBERHARD DIEPGEN
PROTOKOLL: ROLF LAUTENSCHLÄGER