Anke Engelke 2.0

Mit dem Wahlspruch „Klein, weiblich, gut“ kommt „Anke Late Night“ aus der Sommerpause. Die war wohl nötig

Wer am Montagabend auf eine neue Blamage und weitere Demontage der Anke Engelke wartete, der wurde enttäuscht: Die angeheuerten Gagschreiber haben wohl für verkrampfte Fließbandwitzchen über Schröder und Co. bezahlen und ihren Hut nehmen müssen.

Stattdessen fuhrwerkte eine merklich ruhigere Anke Engelke mit einer Digicam in der Gegend herum. Mit Close-up auf ihre spitz zugehenden Stiefeletten fragte sie sich und das Publikum, ob die wohl bequem seien. Aber Olympia war Thema, das musste dann doch mit ein paar Kalauern kommentiert werden: „Birgit Schmidt gewann mit 42 ihre achte Goldmedaille – umgekehrt wäre es ja noch kurioser gewesen.“ Fast kindlich freut sich Engelke darüber, dass die Kanutin ein früher vereinbartes Zeichen (ein A, wie Anke, mit beiden Händen zu bilden) gleich zweimal gezeigt hatte. Und das auch noch auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung zu sehen war. Süß, diese Freude. Endlich ist mal jemand nett zu ihr, der nicht auf ihrer Gehaltsliste steht.

Mit dem Nippel-Luftballon unter dem Oberteil wünscht sie einen „guten Abend bei Blondes Gift“, ein Seitenhieb auf die parallel laufende, stets in Korsetts gezwängte Konkurrentin Barbara Schöneberger. Ach ja, die Sendung sollte ja weiblicher werden.

Deswegen befragt sie Franz Beckenbauer nicht zu Geldmaximierungs- und Fußballtaktiken, sondern nach Strategien, mit denen er seine Kinder zum Schlafen bringt. Na ja. Da hätte nur noch Dieter Bohlen gefehlt, und die Werbepartner von O2 wären komplett gewesen.

Wie man Kinder ins Bett bringt und Schwangerschaftsstreifen loswird, weiß Til-Schweiger-Gattin Dana am besten – und darf Werbung für ihre kommende Sendung „Pampers TV“ machen. Erwähnten wir schon, dass die Sendung weiblicher werden sollte?

In der Werbepause zappt frau trotzdem weiter und landet bei Schirrmacher und Beckmann. Die reden über interessantere Themen als Babyspeck und äh, ja gut, hehe.

Trotzdem ist die Frau in der Version 2.0 spontan statt peinlich. Nicht gut, aber schon viel besser. KRISTINE DÖLL