Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Sport ist doch Mord!

Der Deutsche Sportbund sorgt sich. Immer wieder warnt er uns vor gefährlichen Drogen und preist die positiven Folgen bewegungsintensiver Sportarten. Und weil man bei Promis nie so genau weiß, ob sie nicht doch heimlich koksen, holt man schon mal Erna Müller (ihre Zähne sind so strahlend weiß) vor die Fotolinse. Die der Deutsche Sportbund in diesem Fall auch noch geklont hat, um sich die Kosten für ein zweites Model zu sparen.

Wir sollen also nicht wie die Amerikaner werden, die fünf Stunden täglich vor dem Fernseher sitzen und immer nur Erdnussbutter und Pommes essen. Gesagt, getan. So zieht die ehrgeizige Hobbysportlerin die guten Laufschuhe an, mit 120 Euro recht preiswert, und beginnt das große Aufbauprogramm für den nächsten Berlinmarathon. Irgendwann schmerzt vielleicht dann das Knie oder sie mutiert zum Besenstiel, denn nur wer kein Gramm Fett auf den Rippen hat, kann vorne mitmischen. Muckisüchtige vertrauen nicht allein ihren Hanteln, sondern holen sich heimlich Unterstützung bei Anabolikacocktails. Wie viele Tennisfreaks gehörten nicht schon der großen Tennisarmfraktion an und wie viele Federballfreunde plagen sich mit Sehnenscheidenentzündungen herum? Ganz zu schweigen von den Kreislaufkollapsen, denen die Jogger in diesem heißen Sommer rudelweise zum Opfer fielen.

So wie kürzlich ein Bekannter, dem nach einem Triathlon (dreißigster Sieger unter zweihundert Teilnehmern) plötzlich schummrig wurde und der gerade noch „Sanitäter“ flüstern konnte. Kurz und gut, Sport hat seine Tücken und daher sei an dieser Stelle ein Loblied gesungen auf den guten, alten Spaziergang. Täglich eine halbe Stunde in frischer Luft kräftig ausgeschritten, und Sie bleiben gesund und verschont von allen sportbedingten Malaisen. Jawoll, Frau Müller, ab mit den Laufschuhen ins Arzneischränkchen! Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

ANGELIKA FRIEDL