Wer ganz oben anfängt, fällt am tiefsten

Mark Thatcher, Sohn der einstigen britischen Premierministerin, steht in Südafrika unter Hausarrest

Er ist ein Muttersöhnchen mit einem Vermögen von geschätzt 60 Millionen Pfund. Und er gehört zu den unbeliebtesten Personen in Großbritannien. Außer seiner Mutter, der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher, mag ihn eigentlich kaum jemand. Deshalb lebt er auch am anderen Ende der Welt. Dort, im südafrikanischen Kapstadt, steht er nun seit seiner Festnahme am Mittwoch unter Hausarrest.

Mark Thatcher soll in einen Putschversuch gegen den Präsidenten des ölreichen Äquatorialguinea, Teodoro Obiang, verwickelt sein. Der Staatsstreich scheiterte im März, bevor er überhaupt begann: 79 Menschen wurden verhaftet und stehen nun in Simbabwe und Äquatorialguinea vor Gericht. Einer ihrer Anführer ist Simon Mann, ein enger Freund und Geschäftspartner Mark Thatchers und aus afrikanischen Söldneraffären bekannt.

„Scratcher“, wie Thatcher genannt wird, bestreitet, mit dem geplanten Coup irgendetwas zu tun zu haben. Solche Dementis kennt man von ihm. Ob es Waffengeschäfte in Milliardenhöhe zwischen British Aerospace und Saudi-Arabien waren oder der Pergau-Staudamm in Malaysia, den Großbritannien mit 237 Millionen Pfund finanzierte, nachdem Malaysia britische Waffen für 1,3 Milliarden Pfund kaufen musste – stets soll Mark Thatcher bei den Verträgen, die seine Mutter in den 80er-Jahren im Namen Großbritanniens abschloss, hohe „Vermittlungsgebühren“ kassiert haben.

Darin war er erfolgreicher als mit seinen früheren Geschäftsideen als Juwelenhändler, als Produzent von elektronisch überwachten Einkaufswagen oder als Rennfahrer. Bei der Rallye Paris–Dakar ging er 1982 für sechs Tage in der Sahara verloren. Margaret Thatcher mochte ihn. „Er kann den Eskimos Schnee und den Arabern Sand verkaufen“, sagte sie einmal.

Mark Thatcher kam am 15. August 1953 auf die Welt. Er fiel nach dem Abitur dreimal durch das Buchhalter-Examen und beschloss danach, den Namen der Mutter für sich zu nutzen. Er protzte mit seiner Telefonnummer in 10 Downing Street und lockte potenzielle Geschäftspartner mit der Aussicht auf ein Treffen mit seiner Mutter.

Die Geschäfte gingen nicht lange gut: Als ihm in den USA, wo er die Tochter eines Autohändlers heiratete, ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung und damit verbundene hohe Gerichtskosten drohten, zog Thatcher mit seiner Familie 1995 nach Südafrika. Dort machte er von sich reden, weil er Polizisten, Beamten und Soldaten Geld gegen Wucherzinsen lieh. Er bestritt das natürlich: Seine Angestellten hätten ihn übers Ohr gehauen und die Zinsen kassiert. Das Verfahren wurde eingestellt. Sein berühmter Name soll ihm wohl auch diesmal bei der misslichen Angelegenheit in Äquatorialguinea helfen. Dumm nur, dass sein inhaftierter Freund Simon Mann ihn in Briefen als Finanzier eines nicht näher bezeichneten „Projekts“ genannt und damit inkriminiert hat.

RALF SOTSCHECK