Friedensaktivisten verwandeln Asphalt in eine grüne Oase

In Köln-Vogelsang startet am Sonntag ein Workcamp des Service Civil International (SCI) – mit Teilnehmern von drei Kontinenten. Die Philosophie der Freiwilligenorganisation, die sich nach dem Ersten Weltkrieg gründete, lautet: „Taten und Worte“. In Vogelsang wird ein Schulhof umgestaltet

Köln taz ■ Kawi wird morgen aus Japan anreisen, Nevena aus Serbien. Johan kommt aus Schweden. Rund 100 Euro plus Fahrt- und Flugkosten bezahlen zwölf junge Menschen aus Europa, Asien und Afrika, um den asphaltierten Hof der Vogelsanger Kolkrabenwegschule in eine grüne Oase zu verwandeln. Die nächsten drei Wochen werden sie fünf bis sechs Stunden am Tag arbeiten, in den Werkräumen der Schule campen und in der Turnhalle duschen. Kawi, Nevena und Johan sind Freiwillige bei einem Workcamp des Service Civil International (SCI), einer internationalen Freiwilligenorganisation.

„Unsere Vision ist eine Welt des Friedens. Unsere Mission ist es, Frieden zu schaffen“, steht auf der Homepage des Vereins, den die UNO vor 17 Jahren zum „Messenger of peace“ (Friedensbote) gekürt hat. Menschenrechtler organisieren in Kirgistan Spiele für Flüchtlingskinder, neugierige Studenten richten in Belgrad jüdische Friedhöfe wieder her, Pazifisten pflanzen in der Mongolei Bäume gegen das Waldsterben. Mindestalter ist 18 Jahre (Inland: 16), nach oben hin gibt es keine Begrenzung.

Aber die Philosophie des SCI heißt nicht nur handeln, sondern auch reden. „Wir wollen aufklären und diskutieren“, erklärt Monika Preuß von der deutschen SCI-Zentrale in Bonn das Motto „Taten und Worte“, das ursprünglich „Taten, keine Worte“ hieß.

Kawi, Johan und Nevena haben sich für ein Workcamp mit geistig Behinderten entschieden. Gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern gestalten sie den Schulhof in Vogelsang um, bauen Spielhügel, wo jetzt Asphalt ist, legen einen Sandsee mit Wasserzapfsäule an, wo die Erde brach liegt.

Das erste Freiwilligencamp des SCI trommelte der Schweizer Pierre Ceresole kurz nach den Ersten Weltkrieg zusammen, um Esnes, einem kleinen Örtchen bei Verdun, beim Wiederaufbau zu helfen. Für Ceresole war die Arbeit damit nicht getan. Er wollte eine Alternative zum Militärdienst schaffen, hielt die Kontakte und baute neue auf. In den 30er Jahren reichte das Freiwilligennetzwerk bereits bis nach Indien. „Ceresole hatte sogar Kontakt zu Gandhi“, erzählt Monika Preuß. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der deutsche Zweig gegründet. Inzwischen ist der SCI eine weltweite Organisation mit 33 Zweigen in Asien, Europa, Afrika und Nordamerika, dazu kommen Arbeitsgemeinschaften und Ortsgruppen.

Die Zentrale des deutschen Zweiges hat ihren Sitz in Bonn. Acht Hauptamtliche kümmern sich darum, dass die Workcamps in Deutschland reibungslos ablaufen und die 500 deutschen Freiwilligen in ihr Wunschcamp vermittelt werden. Gut 60 Workcamps stehen in den Sommermonaten allein in Deutschland zur Wahl. Programmhefte liegen in Unis und Schulen aus, Infos stehen aber auch im Internet.

Monika Preuß ist für die Projekte zuständig. Sie sucht die Partner aus. Eigene Projekte macht der SCI nicht. „In Deutschland haben wir rund 50 Partner“, sagt die Projektreferentin. Manche sind jedes Jahr dabei, andere bieten zwei, drei Projekte an. Manchmal kommen die Unternehmen auch auf sie zu – wie das Archtitektenbüro Bergmann und Langenbach.

Seit einem Jahr plant das Kölner Architektenehepaar Dagmar Bergmann und Volker Langenbach das Projekt mit der Schule im Kolkrabenweg – ehrenamtlich. „Das Projekt finanziert sich ausschließlich aus Spenden, da ist der SCI eine Möglichkeit, mit wenigen Mitteln viel zu erreichen“, erklärt Langenbach, der früher selbst Workcamps mitgemacht und geleitet hat. „Man braucht die Stärke anderer“, meint seine Frau.

Zwei Jahre werden sie wohl noch benötigen. Aber der Weg ist das Ziel, sind sie sich einig. „Es geht um ein anderes Lernen, ums Zusammenwachsen von Eltern, Lehrern und Schülern“, sagt Langenbach. „Und die Kinder sollen lernen, dass sie ihre Umwelt verändern können“, ergänzt Bergmann. Ruth Helmling