In kleinen Schritten zum großen Auftritt

Mit einem Workshop will das Kölner Filmhaus Kinder und Jugendliche auf das Spielen vor der Kamera vorbereiten. Denn vor einer Filmkarriere steht gründliche Arbeit. „Das Wunder von Bern“-Regisseur Sönke Wortmann hilft dabei

Köln taz ■ Kürzlich war Drehbeginn für „Der Schatz des weißen Falken“, den neuesten Kinofilm der Kölner Firma LittleShark. Hauptdarsteller sind Kinder – ähnlich wie in dem Fußballfilm „Das Wunder von Bern“, mit dem Regisseur und LittleShark-Inhaber Sönke Wortmann im vergangenen Jahr Furore machte. Was Wunder, wenn Wortmann „immer höheren Bedarf an Jungdarstellern in Film und Fernsehen“ konstatiert und nach geeigneten Ausbildungsmethoden für den Nachwuchs sucht.

Dieser Nachfrage kommt das Kölner Filmhaus in den Herbstferien unter Beteiligung Wortmanns mit einem Filmschauspiel-Workshop für Kölner SchülerInnen entgegen: Vom 27. bis 31. Oktober werden 18 Kinder und Jugendliche in den Altersgruppen 10 bis 14 und 15 bis 18 auf spielerische Weise auf die Arbeit vor der Kamera vorbereitet. Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Wer mitmachen will, sollte sich aber abschminken, auf die Schnelle Filmstar zu werden. Im Mittelpunkt der Ausbildung steht zwar der Umgang mit der Kamera. Aber zunächst geht es darum, mit Sprech-, Atem- und Bewegungsübungen die eigene Nervosität in den Griff zu bekommen. In Rollenspielen werden die sinnliche Wahrnehmung und die Lust am Spiel gefördert. Erst danach werden kleine Spielszenen von der Kamera begleitet. Am Ende wird den jungen Mimen ein Video, das ihr Können dokumentieren soll, und eine Teilnahmebestätigung überreicht.

„Wir achten darauf, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Natürlichkeit im Spiel nicht verlieren“, sagt die Initiatorin und Leiterin des Workshops, Anya Hoffmann. Die Schauspielerin, die unter anderem in den Filmen „Das Superweib“ und „Lammbock“ zu sehen war, lernte an der Hollywood Acting School und am Lee Strasberg Institute in New York. Bevor sie sich Kölner Youngsters widmete, führte sie Workshops für professionelle Schauspieler durch. Mit dem Herbstferien-Kurs will Hoffmann auch „die Schulen für den Bereich Schauspiel sensibilisieren,“ wie sie sagt. Anders als etwa in England gäbe es hierzulande kaum professionelle Angebote für Schauspielklassen an Schulen. Die Filmstiftung NRW unterstützt das Projekt.

Das Coaching der Kids übernimmt der Schauspieler Patrick Dreikauss, der in Hamburg die New Talent Schauspielschule für Kinder und Jugendliche betreibt. Sönke Wortmann wird als Dozent erwartet.

Wie es am Set zugeht, können die TeilnehmerInnen bei dem Workshop auch Louis Klamroth fragen. Dem heute 14-jährigen Hauptdarsteller im „Wunder von Bern“ wurde die Schauspielerei allerdings in die Wiege gelegt: Sein Vater ist der Schauspieler Peter Lohmeyer, der auch im Film den Vater spielt. Die übrigen Kinder, die vor der rußigen Ruhr-Kulisse von 1954 um die Wette bolzten, wurden von Wortmanns Regieassistent Wolfgang Groos gecastet. Peter Hanemann

Der Workshop kostet 250 Euro; auch ein Stipendium zu bekommen, ist möglich. Interessierte SchülerInnen können bis 27. September darlegen, warum sie mitmachen wollen und ob sie bereits Filmerfahrung haben. Die schriftliche Bewerbung inklusive Foto an: Anya Hoffmann, Merowingerstraße 50 a, 50677 Köln