Der rohe Bau

Das Neue Museum auf der Museumsinsel ist wieder aufgebaut. Architekt David Chipperfield hat alle Spuren von Krieg und Verfall erkennbar gelassen. Bis Sonntag kann das leere Haus besichtigt werden

Wer erinnert sich nicht an jene rußgeschwärzten Mauern, die bis vor zehn Jahren als letzte Kriegsruinen auf der Museumsinsel vor sich hin bröckelten. Das Neue Museum von Friedrich August Stüler aus dem Jahr 1855 war augenfälliges Symbol der Zerstörung und der Verwundung der Kunst und der Stadt – angezettelt durch das NS-Regime. Der Wiederaufbau des Hauses für die Ägyptischen Sammlungen durch den Architekten David Chipperfield hat diese Wunde nun geschlossen, wie am Donnerstag bei der Schlüsselübergabe zu sehen war. Eröffnet wird das Haus im Herbst.

Im Unterschied zur geplanten Schlossrekonstruktion hat Chipperfield die Spuren des Verfalls sichtbar belassen und alle Fehlstellen modern gestaltet. Es ist ein radikaler Umgang mit der Historie entstanden; ein Museum, das seine Geschichte selbst reflektiert. Bis Sonntag kann es an drei Tagen der offenen Tür besichtigt werden. Einlass ist von 10 bis 19 Uhr, lange Schlangen werden erwartet. ROLA

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