Fehler am Arbeitsplatz

Nach der fünften Niederlage in Folge verabschiedet sich der HSV auch aus dem DFB-Pokal und versucht sich am Krisenmanagement

aus HAMBURG OKE GÖTTLICH

Als der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann gestern kurz nach zehn Uhr das Trainingsgelände des HSV verlassen wollte, versuchte er trotz des verquer gelegten Kragens seines Hemdes aufgeräumt zu wirken. Er tat einfach so, als wolle er die hektische Kritik, die nach der peinlichen 2:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten aus Paderborn den Verein von außen attackiert, nicht an sich und in keinem Fall an das Team und die sportlichen Verantwortlichen um Trainer Klaus Toppmöller heranlassen. Ein schwieriges Unterfangen. Hingen doch die HSV-Fahnen auf dem Gelände auf Halbmast, so dass jeder Besucher merkte, dass Trauerstimmung angesagt war.

Dennoch besänftigte Hoffmann die newsgierige Reporterschar. Es hätte nichts mit Strafpredigt zu tun gehabt, was er der Mannschaft in einer Ansprache mitgeteilt hätte. Vielmehr sei es darum gegangen, jetzt nicht mehr „in Ausreden zu flüchten“. Was allen Beteiligten, die das Spiel in Paderborn gesehen haben, schwer fallen dürfte. Gleich zwei unberechtigte Elfmeter beklagten Spieler, Trainer und Zuschauer. Diese führten nach der 2:0-Führung des HSV zum 2:1-Anschlusstreffer des Drittligisten sowie zum 4:2-Endstand. Beide Male verwandelte Spork gegen HSV-Keeper Pieckenhagen. Umso schlimmer muss es für die Spieler gewesen sein, dass sie angeblich vom Schiedsrichter beleidigt worden seien, aber keine rote Karte verteilen durften wie Schiedsrichter Robert Hoyzer es gegenüber dem HSV-Stürmer Emile Mpenza in der 36. Minute wegen Meckerns tat.

Dennoch kann man Hoffmann zustimmen, dass ein semiprofessioneller Schiedsrichter nicht allein zu dem desaströsen Saisonstart geführt hat, den der HSV derzeit beklagt. Ein lokales Boulevard-Blatt veröffentlicht bereits eine tägliche Kolumne unter dem Namen „Das Letzte vom Letzten“ und die Süddeutsche Zeitung will von Aufsichtsräten bereits den Willen vernommen haben, den bislang glücklosen Trainer Klaus Toppmöller wieder loswerden zu wollen. „Das sind alles Störfeuer von außen“, sagt der Angeklagte selbst. Feuer, die HSV-Fans in Paderborn vor Ort mit Speichel löschen wollten, der auf die Spieler niederging. Es scheint als sei der HSV auch von seinem gesamten Umfeld her auf dem besten Wege in die zweite Liga. Auch Hoffmann betätigte sich kurz nach Spielende als scharfer Meinungsmacher, indem er davon sprach, dass „alles was wir in der Vorbereitung aufgebaut haben, in drei Wochen wieder eingerissen wurde.“ Das relativierte er nun und sprach nur noch von einer großen Enttäuschung nachdem man vor der Saison Verpflichtungen in einer hohen Größenordnung getätigt habe.

Von einer Trainerdiskussion will der HSV-Chef nichts wissen. Derweil geht Toppmöller fest davon aus, „Vertrauen vom Vorstand zu haben und gemeinsam das Ziel erreicht werden kann, eine gute Runde zu spielen“. Ein Optimismus, den sein Team allerdings noch auf dem Platz umsetzen muss. Derzeit wirkt es so, als ob Toppmöllers motivierende Fähigkeiten nicht bis zu seinen verbleibenden Spielern vordringen. Denn auch wenn er es nicht „als Ausrede gelten lassen will, fehlen einfach die Alternativen“.

Dafür weilt Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer gerade in Tschechien, und sucht nach Verstärkungen. Ob ein Spieler allein hilft, Toppmöllers Wunsch nach „einer objektiven und fairen Behandlung“ zu erfüllen, bleibt aufgrund des aufgeregten Umfelds und der bisherigen Ergebnisse zweifelhaft. Auch wenn es nur Fehler am Arbeitsplatz sind, wie der Trainer unterstreicht und „Fehler am Arbeitsplatz machen wir doch alle mal“.