Unrühmliche US-Offiziere

Report über Folterskandal in Abu Ghraib: Kommandeure haben sich „fehlerhaft“ verhalten. Auch Ärzte schuldig

WASHINGTON/LONDON dpa/ap ■ In einem neuen amerikanischen Untersuchungsbericht zum Misshandlungsskandal im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib wird „mangende Führungskraft“ auf der Kommandeursebene beklagt. Den hohen Offizieren sei aber kein direktes schuldhaftes Verhalten anzulasten, heißt es nach Angaben der New York Times von gestern in dem Bericht weiter. Das Blatt beruft sich auf namentlich nicht genannte militärische Quellen. Demnach basiert der Bericht auf Ermittlungen einer hochrangigen Expertengruppe des Heeres. Möglicherweise wird er Anfang nächster Woche dem Kongress zugeleitet.

Nach Angaben der Zeitung werden in dem Bericht mehr als 20 Angehörige der militärischen Geheimdienste, Zivilpersonal und Beamte des Geheimdienstes CIA des „Fehlverhaltens“ in Abu Ghraib beschuldigt. Vorwürfe würden zudem gegen medizinisches Militärpersonal erhoben, das Zeuge von Misshandlungen gewesen sei oder misshandelte Häftlinge betreut habe, ohne Alarm zu schlagen. Den beschuldigten Soldaten drohten Disziplinarmaßnahmen oder strafrechtliche Prozesse. Bisher sind sieben Angehörige der US-Militärpolizei angeklagt worden. Gerichtliche Anhörungen gegen mehrere von ihnen finden Anfang nächster Woche in Mannheim statt.

Der amerikanische Bioethiker Steven Miles erhob unterdessen noch schwerere Vorwürfe gegen die Ärzte in Abu Ghraib. Sie seien an Misshandlungen beteiligt gewesen schreibt er im Fachmagazin The Lancet.