„Wir Deutschen sind gewappnet“

Ein Wahrheit-Gespräch mit dem Reichspropagandaminister a. D., Dr. Joseph Goebbels

Die Angst der Bevölkerung vor dem Hartz-IV-Gesetz und die Montagsdemonstrationen seien nur auf ein „Kommunikationsproblem“ zurückzuführen, sagt die Regierung. Sind die Medien außer Kontrolle geraten, ist das Bundespresseamt zu schwach, ist der Regierungssprecher Béla Anda ein Weichei? Brauchen wir ein Bundesministerium für Propaganda mit einer starken Führungspersönlichkeit? Wir haben einen Politiker befragt, der sich auskennt: den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda a. D., Dr. Joseph Goebbels.

taz: Herr Reichsminister, was macht die jetzige Bundesregierung nach Ihrer Meinung bei der Durchsetzung von Hartz IV alles falsch?

Dr. Joseph Goebbels: Das wohl erzogene, geschulte und disziplinierte deutsche Volk kann die volle Wahrheit vertragen. Es weiß, wie schwierig es um die Lage bestellt ist, und seine Führung kann es deshalb auch auffordern, aus der Bedrängtheit der Situation die nötigen harten, ja auch härtesten Folgerungen zu ziehen. Wir Deutschen sind gewappnet gegen Schwäche und Anfälligkeit, und Schläge und Unglücksfälle verleihen uns nur zusätzliche Kraft, feste Entschlossenheit und eine seelische und kämpferische Aktivität, die bereit ist, alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit revolutionärem Elan zu überwinden.

Wenn das so klar und einfach wäre, hätte es all die Missverständnisse doch erst gar nicht gegeben. Wie sind denn die „Kommunikationsprobleme“ überhaupt entstanden?

Es ist jetzt nicht der Augenblick, danach zu fragen, wie alles gekommen ist. Das wird einer späteren Rechenschaftsablegung überlassen bleiben, die in voller Offenheit erfolgen soll und dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit zeigen wird, dass das Unglück, das uns in den letzten Wochen betroffen hat, seine tiefe, schicksalhafte Bedeutung besitzt. Das große Heldenopfer, es war nicht umsonst. Warum, das wird die Zukunft beweisen.

Glauben Sie, dass Hartz IV auch nur einen einzigen Arbeitsplatz bringen wird?

Wenn ich nunmehr über die jüngste Vergangenheit hinaus den Blick wieder nach vorne lenke, so tue ich das mit voller Absicht. Die Stunde drängt! Sie lässt keine Zeit mehr offen für fruchtlose Debatten. Wir müssen handeln, und zwar unverzüglich, schnell und gründlich.

Aber es geht auch um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft – darum, dass die Arbeitgeber nicht alle Arbeitsplätze in Billiglohnländer Osteuropas auslagern.

Es ist verständlich, dass wir das bei den groß angelegten Tarnungs- und Bluffmanövern der Globalisierer nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich in seiner ganzen wilden Größe. Ich wende mich in meinen Ausführungen an die Weltöffentlichkeit und proklamiere ihr gegenüber drei Thesen unseres Kampfes gegen die Gefahr der Globalisierung. Die erste dieser Thesen lautet: Wären die Deutschen nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu brechen, so wäre damit das Land und in kurzer Folge ganz Europa der Globalisierung verfallen. Die zweite dieser Thesen lautet: Das deutsche Volk allein besitzt mit seinen Verbündeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzuführen. Die dritte dieser Thesen lautet: Gefahr ist im Verzuge. Es muss schnell und gründlich gehandelt werden, sonst ist es zu spät.

Und dieser Gefahr sind Béla Anda und das Bundespresseamt nicht gewachsen? Brauchen wir also dringend ein neues Propagandaministerium?

Als mir kürzlich meine Zuhörer auf meine Forderungen spontan ihre Zustimmung bekundeten, behauptete die englische Presse am anderen Tag, das sei ein Propagandatheater gewesen und entspreche in keiner Weise der wahren Stimmung des deutschen Volkes. So etwas muss dringend unterbunden werden.

Herr Dr. Goebbels, wir danken Ihnen für das Gespräch.

INTERVIEW: DIETER GRÖNLING